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Weitwinkel und/oder Fischauge: DA 10-17 mm und DA 15 mm Limited im Vergleich

Vielseitiges Fisheye-Zoom
Als ich vor zwei Jahren mein PENTAX-DA Fisheye 10-17 mm gekauft habe, konnte es mein damaliges DA 12-24 mm Weitwinkel-Zoom verdrängen. Klar, das Fisheye weist eine starke Verzeichnung mit abnehmender Brennweite auf (darum geht es ja auch beim Fisheye), aber bei 17 mm ist dieser Abbildungsfehler noch recht gemäßigt.

Überhaupt fällt bei richtigem Einsatz und passenden Motiven der Fischaugeneffekt gar nicht mal so stark auf. Im Pentaxians-Forum hatte ich einmal ein Thema gestartet mit einem kleinen Quiz: Fisheye oder Ultraweitwinkel? Dabei wollte ich zeigen, dass bei entsprechender Nutzung es gar nicht so einfach ist zu erkennen, ob nun das Fisheye oder ein Ultraweitwinkel verwendet wird (damals hatte ich für einen Urlaub noch das Sigma 10-20 mm gebraucht gekauft, das ich dann aber fast gar nicht zugunsten des DA 10-17 mm eingesetzt und nach dem Urlaub wieder verkauft habe).

Bei bestimmten (organischen) Motiven empfinde ich persönlich den Bildeindruck des Fisheye oft als natürlicher, da es an den Rändern nicht die Objekte auseinanderzieht. Besonders bei Menschen kann dies manchmal schon recht skurril ausschauen.

Bei organischen Motiven sehen die Fotos mit dem DA Fisheye-Zoom sehr natürlich aus
Das DA 15 Limited kann bei solchen Motiven keine Vorteile aus seiner Verzeichnungsfreiheit ziehen
Bei der Ablichtung von Architektur bzw. von Motiven, in denen geraden Kanten dominieren, wird es natürlich schwierig für das Fisheye. Dabei wirkt der typische Fischaugeneffekt um so heftiger, um so mehr die Objekte im Vordergrund stehen und das Bild nicht mittig auf den Horizont ausgerichtet ist. Hier schlägt die Stunde der korrigierten Weitwinkel Objektive wie das zuletzt angeschaffte DA 15 mm 4.0 Limited. Dabei entspricht die Brennweite umgerechnet auf das Kleinbildformat 23 mm. Mit 85 Grad Bildwinkel gehört es damit zu den (wenn auch gemäßigten) Super- bzw. Ultraweitwinkeln. Das Fisheye beginnt übrigens bei 100 Grad Bildwinkel (bei 17 mm), und endet bei 180 Grad (10 mm), aber eben mit zunehmender Verzeichnung.

Bei mittiger Ausrichtung auf den Horizont ist die Fisheye-Verzeichnung ohne Vergleich noch nicht so deutlich
Bei Neigung der Kamera und stürzenden Linien wird die Verzeichnung bei 17 mm des Fisheye deutlicher, dafür "kippen"
die "gekrümmten Geraden" am Rand nicht so stark weg wie bei der Vergleichsaufnahme mit dem DA 15 mm
Beim verzeichnungsfreien DA 15 mm wirkt das Schloss deutlich gestreckter, dafür sind die vertikalen Geraden
auch wirklich gerade und nicht leicht gebogen wie beim Fisheye
Die stürzenden Linien sind am Bildrand ausgeprägter, "kippen" stärker als bei der Fisheye Vergleichsaufname;
dafür sind die Mauerkanten und Zaunpfosten gerade
Wie ich schon in meinem ersten Post zum DA 15 mm Limited geschrieben habe, überzeugt es mit den typischen Limited-Eigenschaften wie Verarbeitungsqualität und Kompaktheit, aber der Schärfeeindruck in der 100-Prozent-Pixel-Peeping-Ansicht gerade zu den Rändern hin enttäuscht mich ein wenig, auch abgeblendet um zwei bis drei Blendenwerte. Einige Rezensisten im Netz machen dafür eine Verkrümmung der Schärfenebene bzw. starke Bildfeldwölbung dieses Objektivs verantwortlich.
Der subjektive Schärfeeindruck des Fisheye-Zooms am Rand ist keinesfalls schlechter als beim DA 15mm (sowohl offen als auch abgeblendet), eher besser. In der Bildmitte sieht das umgekehrt aus. Hier ist die Limited Festbrennweite stets klar im Vorteil.

Nachteile beim Schärfeeindruck des Fisheye (links) gegenüber dem DA 15 mm (rechts) im Bildzentrum ...
... relativieren sich zu den Bildrändern. Hier wirkt das Fisheye besser.
Der vermeintliche Schärfe-Vorteil meines Fisheye-Zooms am Rand relativiert sich, wenn die Verzeichnung per Software nachträglich am Rechner korrigiert wird.
Mit Adobe Lightroom ist dies ziemlich simpel: ein einfacher Klick auf die Objektiv-Korrektur rechnet die Verzeichnung komplett raus. Da die Randbereiche dabei entzerrt bzw. gestreckt werden (also letztendlich Pixel aufgefüllt werden müssen), sinkt hier natürlich die Auflösung und die Ränder wirken matschig.
Übrigens wirkt der Weitwinkel bei 17 mm Fischauge "weiter" als die 15 mm der Limited-Festbrennweite (der Bildwinkel ist wie oben erwähnt eben 100 Grad, und nicht 85 Grad wie beim Limited). Wenn allerdings die Verzeichnung herausgerechnet und das Bild zugeschnitten wird, dann erscheint der Bildwinkel bei beiden Objektiven annähernd gleich (was er natürlich nicht ist).

Nach der Software-Korrektur verliert das Fisheye (links) klar an Auflösung, besonders am Rand.
Im Vergleich zur 15 mm Festbrennweite ist nach der Software-Korrektur die Auflösung am Rand schwächer. Aber so schlecht schlägt sich das Fisheye im Vergleich nicht, zumal wenn die Korrektur nicht voll ausgespielt wird und man noch leicht gekrümmte Linien bzw. ein Mehr an Verzeichnung in Kauf nimmt. Der Fairness halber habe ich beim DA 15mm bei der Gegenüberstellung ebenfalls die Objektivkorrektur per Software aktiviert. Hier ist der Effekt aber ungleich geringer, da das Limited bereits "per Hardware" sehr gut korrigiert ist bzw. fast verzeichnungsfrei abbildet.

Durch die starke Software-Entzerrung beim Fisheye sind die Geraden nun wirklich gerade. Dafür sind die stürzenden Linien nun mehr ausgeprägt. Das Mauerwerk ist stark auseinander gezogen, wirkt von den Proportionen unnatürlicher - und die Auflösung ist deutlich gesunken. 
Das Thema (subjektive) Schärfe habe ich nun für mich in diesem Post abgehakt. Aber es wäre zu kurz gegriffen, wenn die beiden Objektive nur unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden würden.
Das 15mm Limited wird im Allgemeinen nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Verarbeitung gelobt, sondern auch wegen seiner Verzeichnungsfreiheit und Gegenlichttauglichkeit. Dabei weiß es, aus punktuellen Lichtquellen wunderschöne Sterne zu zaubern. Dies ist wohl auch heute noch seine Stärke im Vergleich zu seinem Nachfolger, dem HD 15 mm Limited mit abgerundeten Blendenlamellen und neuer Beschichtung. Obwohl ich jetzt keine Nachtaufnahmen gemacht habe, so doch einige Testaufnahmen mit Sonne im Bild. Hier bin ich mit dem Limited wirklich sehr zufrieden. Aber auch das Fisheye-Zoom kann gefallen, auch wenn mir im direkten Vergleich die Strahlen des Limited deutlich besser gefallen.

Das Fisheye kann gut mit Gegenlicht umgehen, auch mit der Sonne direkt im Bild.
Das DA 15 mm Limited ist ebenso gegenlichttauglich, zaubert dazu noch einen wunderschönen Sterneffekt.
Insgesamt kann man bei beiden Objektiven die Sonne gerne direkt mit in die Bildkomposition aufnehmen, was aber auch besonders beim Fisheye aufgrund des immensen Bildwinkels bis 180 Grad (bei 10 mm Brennweite) oft gar nicht zu vermeiden ist.

Da 15mm mit ausziebarer Gegenlichtblende
Zuletzt noch ein paar Worte zur Verarbeitung der beiden Objektive. Das DA15 ist ein Limited, da muss ich nicht mehr viel sagen. Ich lasse mich sogar dazu hinreißen zu behaupten, dass es für mich haptisch das schönste Limited ist. Wie das 35er besitzt es eine eingebaute, ausziehbare Gegenlichtblende, die Innen mit schwarzem Samt ausgekleidet ist. Der Objektivdeckel mit Drehverschluss aus Metall ist zwar wenig praktisch, aber haptisch wunderbar. Da macht das Drehen einfach nur Spaß, einfaches Abziehen wäre da langweilig und unangemessen.

Auch das Fisheye ist sehr gut verarbeitet
Aber auch das Fisheye ist wirklich sehr, sehr gut verarbeitet. Es liegt satt in der Hand, das Kunststoff-Gehäuse wirkt wertig und es besitzt - wie viele Limiteds - einen metallenen Objektivdeckel mit schwarzem Samteinschlag. Optisches Highlight ist neben dem DA-typischen grünen Zierring noch ein zusätzlicher silberfarbener Ring, auf dem in schwarzen Lettern die genaue Objektivbezeichnung gedruckt ist.

Und was ist jetzt mein persönliches Fazit? Beides sind schöne, herausfordernde Optiken, die sich nicht gegenseitig überflüssig machen. Aber im Notfall kann in meinen Augen das Fisheye schon per Software-Korrektur auch für Weitwinkel im konventionellem Sinne genutzt werden. An das DA 15mm Limited kommt es dann nicht ran. Dass der Auflösungsabstand am Bildrand geringer ist als erwartet liegt aber eher an meinem Exemplar des Limited-Weitwinkel. Ich denke, dass sollte eigentlich noch besser gehen, insbesondere wenn ich mir die Beispielfotos vom Test bei Photozone anschaue.

Ach ja, einen Nachschlag habe ich noch: gleiches Motiv wie oben, aber mit der PENTAX Q7 gemacht. Aufgrund des geänderten Crop-Faktors der Q7 gegenüber ihren Vorgängern Q und Q10 beginnt das Standard Zoom nun (umgerechnet auf das KB-Format) bei 23 mm - genauso wie das DA 15 mm Limited. Der Vergleich ist natürlich nicht ganz gerecht, da die Q7 nur 12 Megapixel Auflösung hat, die Aufnahme mit dem Limited aber mit einer K-5 IIs mit 16 Megapixel Bildsensor gemacht wurde. Aber die Kombi Q7 und Standard-Zoom schlägt sich hier erstaunlich gut.

Das 02 Standard Zoom entspricht an der Q7 bei 5 mm Weitwinkel dem gleichen Bildwinkel wie das DA 15mm Limited.
Die Q7 hat zwar nur 12 Megapixel Bildqualität, diese werden aber hier gut ausgenutzt
Auch am Rand baut die Q7 und das 02 Standard Zoom nicht ab


Kommentare

  1. Hey Dirk,

    vielen Dank für den interessanten Vergleich der beiden Pentax-Objektivklassiker. Besitze selber das DA 15 und würde nicht zögern es als das beste Superweitwinkelobjektiv zu bezeichnen, das ich je habe schießen dürfen. Limited-typisch machen natürlich allein schon die Fassungsqualität und der Formfaktur unheimlichen Spaß. Aber die Optik ist auch nicht ohne. Auflösung und Kontrast in der Bildmitte absolut untadelig. Die Ränder sind für meinen Bedarf, speziell bei den mittleren Blenden (f8 bis f13), die ich meistens benutze, völlig in Ordnung. Das Objektiv hat eine sehr angenehm auskorrigierte Verzeichnung; der letzte Rest ist vom klassischen Tonnentyp - statt wie bei vielen Weitwinkel-Zooms vom Wellentyp - und daher in LR problemlos zu beseitigen ohne viele Pixel am Bildrand opfern zu müssen. Eines meiner Go-to-Objektive für Architektur-Aufnahmen. Uneingeschränkt gegenlichttauglich, wunderschöne Starbursts. Auch die Neigung zu Farbsäumen hält sich in erfreulich geringen Grenzen.

    Dass sich dein Fisheye-Zoom am Rand so gut schlägt hat mich erstmal (positiv) überrascht, da es meiner Erinnerung an die Testberichte widerspricht, die ich dazu gelesen habe. Möglicherweise hast du ein verdammt gutes Exemplar des DA 10-17 erwischt, und ein eher unterdurchschnittliches des DA 15. Hast du das Fisheye denn mal ein wenig in Sachen Farbsäumen gestresst, denn nach Allem, was ich darüber gelesen habe, scheint das optisch eine seiner Achillesfersen zu sein? Aber letzten Endes liefern vermutlich beide das, was die vornehmste Aufgabe eines Objektives ist, nämlich bei praktischen Einsätzen tolle Aufnahmen zu produzieren!

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  2. Hallo Marc!
    Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich sehe das auch alles so, wie Du es zusammengefasst hast. Ich denke auch, dass ich zum einen ein sehr gutes Fisheye abbekommen habe und zum anderen dass das DA 15mm es eigentlich besser können sollte. Schade nur, dass ich jetzt bereits zwei Exemplare des Limited hatte, die im Randbereich nicht so überzeugen können. Und auch wenn ich im Netzt nach Fotos suche, scheint es viele Exemplare mit dieser Schwäche zu geben. Allerdings habe ich auch positive Beispiele gefunden, die mich ermuntern, noch einmal nach einem neuen, besseren Exemplar zu suchen. Mal schauen, aber die DA 15mm sind im Gebrauchtmarkt schon recht selten, vielleicht probier ich es im Sommer doch mit einem neuen HD 15mm? Mal sehen ...Viele Grüße, Dirk

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    1. Unterdurchschnittliches Exemplar hin oder her, die Frage ist ja vielleicht auch, wieviel Prozent Randschärfe gewinnst du mit einem besseren Exemplar? Zugegebenermaßen bin ich bei Gebrauchtkäufen auch immer etwas skeptisch, denn welcher Verkäufer gibt schon zu, wenn ihm das gute Stück mal runtergefallen ist? Da spare ich lieber etwas länger, kann dafür ein Montags-Objektiv im Zweifel aber wieder zurückschicken. Ein Fall, der bei mir (knock on wood!) noch nie eingetreten ist.

      Wir reden ja nun beim DA 15 nicht von einem Billigobjektiv, aber es ist eben auch kein Zeiss Distagon. Bei der Konstruktion des DA 15 stand sicher auch größtmögliche Kompaktheit im Lastenheft. Es sollte trotz seiner Alu-Fassung noch irgendwie bezahlbar sein. Es ist wie so ziemlich jedes Objektiv, das nicht Otus heißt, ein Kompromiss, und ich kann für mich nur sagen, dass ich mit diesem Kompromiss wunderbar leben kann. Schätze, dass ich das 15er selbst an einem 24-Megapixel-Monster wie der K-3 weiterverwenden würde (derzeit K-7). So lange ich Freude an den Bildern habe, die ich damit schieße, möchte ich gar nicht wissen, ob mein Objektiv nun 11, 17 oder 23 Prozent dezentriert ist, denn wenn ich es wüsste, hätte ich ja nur noch schlaflose Nächte ...

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