Wer kennt den Spruch nicht, vom grünen Gras, welches auf der anderen Seite des Hügels immer noch grüner ist? Die Bedeutung sollte klar sein: das, was man selber nicht hat, ist halt immer interessanter - bis man es hat. Leider passt der Spruch gerade sehr gut in meine Lebensphase in Bezug aufs Foto-Hobby.
Schuld für neue Begehrlichkeiten war
mein Besuch der Photokina. Besonders die Halle von Sony machte Appetit auf ein neues Kamerasystem. Dazu kam noch eine Portion Enttäuschung vom Ricoh/PENTAX Stand, gerade im Vergleich zu den Mitbewerbern auf der Messe. Also entschloss ich mich einen Tag später (die obligatorische Nacht hatte ich abgewartet), mein erweitertes fotografisches Glück in einer Sony Alpha 6000 zu suchen. Was für ein Irrsinn, bin ich doch mit meinem PENTAX Equipment im Grunde zufrieden. Aber ich glaubte, mir würden einige technischen Features fehlen, die andere Marken wie Sony in ihren Systemkameras anbieten.
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Im grünen Gras: die Sony Alpha 6000 mit Kit-Objektiv 16-50mm |
Die Alpha 6000 offeriert viel, was Ricoh/PENTAX bisher in keiner System-Kamera (egal ob mit K- oder Q-Bajonett) hat: einen elektronischen Sucher, ein bewegliches Display, eingebautes WLAN, ein schneller, kontinuierlicher Autofokus mit Objekt-Verfolgung. Auf dem Papier klingt das alles sehr attraktiv. Auch der Erstkontakt auf der Photokina war vielversprechend und wurde letzte Woche im Zweitkontakt zu Hause zunächst bestätigt.
Die Sony liegt sehr gut in der Hand. Das kompakte Gehäuse fühlt sich zwar weniger wertig an als eine PENTAX, aber für sich allein betrachtet ist es doch einwandfrei verarbeitet. Da knarzt nichts, und das Plastik wirkt nicht billig. Die Bedienung gibt (zumindest mir) keine Rätsel auf, die Menus und Tasten sind ähnlich strukturiert wie bei unserer kompakten Familienknipse RX-100, mit der wir seit zwei Jahren glücklich unterwegs sind.
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Alle ohne Spiegel: Sony Alpha 6000 eingerahmt von PENTAX Q7 und K-01 |
Nach einer Woche des Ausprobierens mit der Sony kann ich nun für mich ernüchternd feststellen: auch die Alpha 6000 ist "nur" eine Kamera, und ich mache damit sicher keine besseren Fotos. Für mich sind die 24 Megapixel auf einem APSC-Sensor zu viel. Zu hoch erscheint mir das Bildrauschen bei höheren ISOs (ja, auf 16 MP "bereinigt" sieht das in etwas wieder so aus wie bei den K-5 Modellen) und zu groß sind die Anforderungen an die Objektive, die Auflösung auch optisch im Glas umsetzen zu können. Im Grunde alles keine Überraschung (die Erkenntnis brachte mir bereits mein
PENTAX K-3 Kurztest), aber war das denn der Auslöser für den Kauf der Alpha? Ach nein, die neuen technischen Gadgets ... und das grüne Gras.
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Cooles Feature: Der Augen-AF der Sony hat hier korrekt auf die Augen meiner Tochter fokussiert. |
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Unter der Lupe zeigt die K-01 bei ISO 1600 noch deutlich mehr Details als die Sony trotz geringerer Auflösung.
Ob es an den verwendeten Objektiven liegt? Oder der Aufbereitung in den Kameras? |
Die ganzen Features wie WLAN, elektronischer Sucher, bewegliches Display, Augen-AF sind nett und funktionieren in der Alpha 6000 wirklich gut. Aber jetzt, wo ich sie einige Zeit konkret genutzt habe, erscheinen sie mir eigentlich gar nicht so wichtig. Dafür fehlen aber dann ein paar Dinge, die ich an den PENTAXen lieb gewonnen habe, wie die elektronische Wasserwaage und vor allem die Möglichkeit, aufgrund der WR Eigenschaft bei Wind und Wetter zu fotografieren. Keine Frage, die Sony ist eine fähige Kamera, aber ich brauche sie nicht als Zweitsystem. Da ist mir die Q7 näher, da sie sich aufgrund ihrer Nicht-Größe und Handlichkeit viel mehr von meinem Erst-System (und auch der Alpha) absetzt.
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Die Alpha 6000 macht nachdenklich. Und recht gute Bilder :-) |
Auf die Schnelle ein paar Gedanken und Beobachtungen beim Umgang mit der Alpha 6000, ohne besondere Reihenfolge, einfach so heruntergeschrieben:
- Ein Klapp-Display bringt schon Vorteile, unbestritten. Das Alpha 6000 Display ist aber nur ca 45 Grad nach unten und 90 Grad nach oben klappbar. Das bringt mir nicht so viele Vorteile, zumal die unbeweglichen Displays von PENTAX einen sehr hohen Einsichtwinkel haben, was den fehlenden Klapp-Mechanismus für mich oft ausreichend kompensiert.
- Die Darstellung eines normalen Fotos im 3:2 Verhältnis auf dem Sony-Schirm ist kleiner als bei der Q7, obwohl beide Kameras ein 3" Display aufweisen. Verantwortlich dafür dürfte das für Fotografie ungünstige 16:9-Format der Alpha 6000 sein. Für Videos sieht das wieder anders aus.
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Beide mit 3" Monitoren, doch das 16:9 Format der Sony verschenkt Platz bei 3:2 Fotos. |
- Wenn spiegellos, dann sollte ein elektronische Sucher an Bord sein wie bei der Alpha 6000. Dieser hat mir sehr gut gefallen, auch wenn man öfters liest, dass seine Auflösung eher mäßig ist. Mir hat sie genügt, "mehr" kann natürlich hier dennoch nicht schaden. Der fehlende Sucher ist auch der Hauptkritikpunkt an meinen beiden PENTAX Spiegellosen Q7 und K-01.
- Das Kit-Objektiv der Alpha 6000 hat mich überrascht, positiv wie negativ. Auf der Habenseite steht die Kompaktheit (mit Einparkstellung im ausgeschalteten Zustand) und Bedienbarkeit trotz (oder dann doch wegen) der motorgetriebenen Zoom-Verstellung.
Wirklich schlecht ist aber die Bildqualität zum Rand hin, besonders im Weitwinkel. Die Abschattung und der Auflösungsverlust sind schon dramatisch und verbesseren sich nicht signifikant durch Abblenden. Hier versucht die kamerainterne JPEG Engine massiv gegenzusteuern, aber die Wahrheit liegt eben in den Rohdaten.
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Die Randabschattung des Sony Kit-Objektivs ist ziemlich heftig. |
- Was ich vorher in keinem Test gelesen habe: das Auslösegeräusch ist sehr deutlich vernehmbar, trotz fehlenden Spiegels. Und wenn man dann noch mit 10 Bildern pro Sekunde in Serie auslöst, ist der Begriff "Dauerfeuer" wirklich gut gewählt.
- Wie oben schon erwähnt: es fehlt eine elektronische Wasserwaage, die beim Vorgänger NEX-7 noch dabei war. Allerdings möchte ich ihre Bedeutung bei sorgfältigen Arbeiten nicht all zu hoch aufhängen. Zwar nutze ich diese Ausrichtungshilfe sehr gerne (die RX-100 hat sie ebenso wie die Q7 und K-5 IIs), aber in der Nachbearbeitung am PC korrigiere ich dann immer noch den Horizont um ein paar Pixel.
- Der Autofokus ist bei gutem Licht wirklich sehr, sehr schnell. Besonders die kontinuierliche Nachführung und Objekt-Verfolgung beeindruckt. Wie genau der AF wirklich trifft, insbesondere die Augen-AF Funktion als Weiterentwicklung der normalen Gesichtserkenung, konnte ich in Ermangelung einer lichtstarken Optik nicht nachprüfen. Mit dem Kit-Objektiv aber schien alles gut zu funktionieren.
- Wo sich Sony noch ein Scheibchen abschneiden könnte, ist bei der Bedienung zur Auswahl des AF-Bereichs. Hier finde ich die Lösung in der Q7 und K-01 zur Wahl der Anzahl der zusammengeschalteten AF-"Punkte" über das Drehrad und gleichzeitige Verschieben über das Steuerkreuz bis zur mittigen Rückstellung über die grüne Taste einfach nur genial.
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Was Sony wirklich gut kann sind Panoramas out-of-cam |
- Kein externes Ladegerät? Geht gar nicht beim Stromverbrauch einer Spiegellosen, die ja aufgrund des ständig laufenden Live-Views deutlich weniger Aufnahmen mit einem Akku schafft als eine DSLR.
- Eine Kleinigkeit, die mich aber dennoch genervt hat: das SD-Kartenfach liegt direkt am Scharnier der Klappe, womit sich das Ein- und Ausführen einer SD-Karte sehr umständlich ergab. Und das sage ich als Besitzer einer K-01, die ja bekanntlich bis-dato das fummeligste SD-Kartenfach der gesamten Welt hat.
Die Zusammenfassung: Innerlich hatte ich mich schon vor dem Kauf der Alpha 6000 voreilig von meiner Q Ausrüstung (falls sich dafür ein Käufer findet) und einem Limited Objektiv (dafür findet sich immer ein Käufer) Abschied genommen. Aber was war eigentlich meine Idee der ganzen Aktion? Gereizt haben mich all die vielen technischen Gadgets, die ich aber dann doch nicht brauche, um den Systemwechsel zu vollziehen. Zu sehr ist mir das Q7 System ans Herz gewachsen, und zu gut ist meine DSLR-Ausstattung, wenn ich "seriöse" Bildqualität und das Potential zum Freistellen von Motiven brauche.
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Auch wenn die Sony hier vorne liegt - meine PENTAX K-5 IIs kann sie nicht überholen |
Für sich gesehen ist die Sony Alpha 6000 eine tolle Kamera zu einem sehr attraktiven Preis. Falls es Ricoh/PENTAX nicht gäbe, würde mir eigentlich hier nur die Wetterfestigkeit fehlen. Das Objektiv-Angebot ist zwar noch sehr überschaubar, aber die wichtigsten Linsen sind zumindest für meine Anwendungen vorhanden. Das Kit-Objektiv sollte schnell ergänzt werden, wenn Bildqualität auch im Randbereich eine Rolle spielen soll.
So werde ich jetzt einfach weiter ausharren, bis mir Ricoh irgendwann eine Kamera mit K-Bajonett anbietet, die eben auch ein Klapp-Display und kamerainternes WLAN offeriert (statt externer Flu-Card), um das Spielkind in mir zu befrieden. Und vielleicht ist diese Kamera dann sogar eine Spiegellose mit hochauflösendem Monitor-Sucher, falls ich das dann will. Obwohl, das gibt es ja noch ein System bei Olympus ;-) ...
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Die Alpha 6000 "kann" Blumen draußen ... |
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... und auch drinnen. |
Am Ende steht die Erkenntnis: das Gras ist auch hier auf der heimischen PENTAX-Wiese grün und satt und freut sich darauf, immer wieder gemäht zu werden. Da brauche ich mich nicht unnötig auf den beschwerlichen Weg zu machen, und den Hügel zu erklimmen. Wenn ich dann nämlich auf der anderen Seite bin und wieder zurück schaue, bin ich mir ganz sicher, dass das Gras dann auch wieder woanders grüner erscheint. Das Problem ist nämlich nicht, dass die eigene Ausrüstung nicht gut genug wäre, sondern die eigenen Bedürfnisse zu entlarven.
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Wer Keramik mag (ich nicht): das Keramion in Frechen |
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Posen für die Alpha 6000 im Keramik-Museum |
Vielen Dank für den Test, aber ohne eine gescheite Linse an der Sony einen Vergleich mit einem Pentax Limited zu machen? Schon die SEL50F18 hätte den Test ganz anders aussehen lassen.
AntwortenLöschenDanke für Deinen Kommentar. Mir ist nur nicht klar, warum der Test denn dann ganz anders ausgesehen hätte? Um das Objektiv oder die Bildqualität ging es doch in dem Bericht gar nicht im Schwerpunkt. Die Sony hat doch sehr gut abgeschnitten, ich brauche sie halt nicht, weil meine Bedürfnisse durch das Pentax System abgedeckt werden. Aber ja, das vergleichende Bildbeispiel wäre wohl anders ausgefallen, aber das habe ich ja auch geschrieben.
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