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Rucksack mit Luftkontrolle: Jack Wolfskin ACS Photo Pack Pro im Praxistest

Jack Wolfskin Fotorucksack: funktional, robust, unscheinbar

Den idealen Fotorucksack gibt es nicht. Ganz einfach deswegen nicht, weil die Anforderungen so verschieden sind. Zum einen soll er viel Platz für das ganze Fotogeraffel bieten, also Kamera, ein paar Objektive, ein Stativ, Filter und anderen Kleinkram, vielleicht noch eine Kompakte und das Blitzgerät? Dazu sind noch Trinkflasche und sonstiges Tagesgepäck wie ein leichter Pulli unterzubringen. Er muss komfortabel und leicht zu tragen, gut verstellbar und einfach zugänglich sein, am liebsten ohne ihn abstellen zu müssen. Optisch was hermachen darf er auch, dabei aber nicht zu sehr nach Fotorucksack ausschauen. Die Verarbeitungsqualität muss stimmen, sauber verarbeitete Nähte und widerstandsfähiges Material Langlebigkeit versprechen. Und zu teuer darf er auch nicht sein. Kommen diese Überlegungen bekannt vor? Eben die Suche nach der eierlegenden Wollmichfotorucksacksau.

Ein Kompromiss war für mich in den letzten Jahren mein Kata DR-467i, den es schon einige Zeit nicht mehr am Markt gibt. Er bietet eine ganz gute Aufteilung mit überschaubaren Platz, und glänzt durch eine tadellose Verarbeitung. Letztes Jahr hatte ich ihn noch in Norwegen mit, dabei entstand aber der Wunsch nach einem Upgrade für den bevorstehenden Sommerurlaub in den Bergen. Auslöser war dabei insbesondere (fehlende) Größe und (bescheidender) Tragekomfort. Weiter habe ich mir ein Tragesystem mit Belüftung am Rücken und ein Außennetz für eine Trinkflasche ins Pflichtenheft geschrieben.

Links meine geliebte Fototasche für den Alltag, daneben drei Kandidaten für längere Wanderungen:
Cullmann DayPack 300, mein alter Kata DR-467i, Jack Wolfskin ACS Photo Pack Pro 

Nach intensiver Internet Recherche habe ich mir drei Modelle näher angesehen: den sehr günstigen Genesis Denali Fotorucksack Outdoor, den in grau-orange sportlich gestylten Cullmann Ultralight sports DayPack 300 sowie den eher funktional-nüchternen Jack Wolfskin ACS Photo Pack Pro. Um es kurz zu machen. Der Jack Wolfskin wurde es. Dem Genesis Denali traute ich von der Verarbeitung her kein langes Leben zu. Der Cullmann hat mich optisch überzeugt, ein wirklich attraktiver Rucksack. Aber leider zu klein, insbesondere die Seitenöffnung für die Kamera. Pfiffig der verdeckte Zugang zum Hauptfach vom Rücken her. Dagegen führte das sogenannte "Ventilation System" in kürzester Zeit zu einem verschwitzten Rücken, anders als erhofft.

Der Jack Wolfskin dagegen überzeugte von Anfang an durch Tragekomfort, Qualitätseindruck und Funktionalität. Das Gewicht wird sehr gut auf Schulter und Becken verteilt, der Rücken bleibt durch das sogenannte Air Control System (ACS) weitgehend bis auf den Kontakt mit einem dünnen Trennnetz frei, welches über zwei Stangen gespannt den Abstand zum eigentlichen Rucksack wahrt. Schulter-, Brust- und Beckengurte sind sehr flexibel einstellbar, so dass der Rucksack gut an meine Statur (immerhin 191 cm)  anpassbar ist. Der breite Hüftgurt bietet rechts eine Tasche, welche über einen Reißverschluss im Boden vergrößert werden kann, so dass noch eine kleine Flasche hineinpasst.  Pfiffiges und in den Händen meiner Kinder auch nervendes Detail am Brustgurt: eine Signalpfeife für den Notfall.

Überzeugendes Tragesystem mit luftigem Rückabstand

Es gibt ein großes unteres Fach für Kamera und Objektive mit flexibler, stabiler Klett-Unterteilung. Für den Schnellzugriff, ohne die Tasche ablegen zu müssen, kann das Hauptfach nur an der rechten Seite einen Teil geöffnet werden - oder eben komplett über die gesamte Front. Der Boden ist dick gepolstert und enthält einen Regenüberzug.

Großes Hauptfach für großes Equipment

An der linken Seite, an der eben das Hauptfach nicht geöffnet werden kann, gibt es eine große, offene Seitentasche, die auch eine Literflasche aufnimmt, oder über die zusätzlich mit Gurten ein Stativ fixiert werden kann. Für Kleinkram gibt es noch unter der offenen Seitentasche sowie vorne auf den Hauptdeckel zwei Taschen mit vielen Einteilungen für Karten, Stifte, Akkus, Speicherkarten etc.

Vielfältige Verstaumöglichkeiten - Organizer-Tasche in der Front, Wasserflasche an der Seite

Das obere Fach steht dem unteren in Größe kaum nach. Aufgrund des sehr großen Deckels, welcher vom Körper weg aufschlägt und weit nach unten zieht, wirkt das Fach zunächst zierlich. Aber es passen dann doch auch eine Liter-Flasche, mein kleines Rollei-Stativ mit 32cm Packmaß sowie weitere Utensilien hinein. im Deckel selbst ist ebenfalls eine Tasche integriert, in die Portemonnaie, Mütze und weiterer Kram Platz findet.

Ins obere Fach passen quer gelegt Stativ und 1-l-Wasserflasche

Am Deckel ist auch ein großer Haltegriff aufgenäht, der zwar robust wirkt, aber wenn der Rucksack komplett mit mehreren Kilos bepackt ist, hebe ich doch lieber an den Schultergurten an. Erwähnenswert ist noch ein großes, dick gepolstertes 14-Zoll-Notebookfach, welches sich über beide Hauptfächer erstreckt. Ich habe es aber sofort zugunsten zusätzlichen Volumens herausgenommen.

Alle Nähte sind sauber verarbeitet. Das Material wirkt sehr robust und reißfest, die teure Ausrüstung darf sich gut geschützt fühlen. Die Reißverschlüsse laufen wie zu erwarten problemlos, nichts hakt, dabei vereinfachen große Schlaufen die Bedienung. Zum wertigen Auftritt passt dann das Leergewicht von beachtlichen zwei Kilo. Das Volumen beträgt nominell insgesamt 30 Liter.

Robuste Materialien, leichtgängige Reißverschlüsse mit Schlaufen

In Südtirol und am Gardasee bin ich im letzten Sommer mit dem voll gepackten Rucksack mehrere Stunden gewandert, und war wirklich sehr begeistert. Mit dabei hatte ich eine K-1 mit DFA 15-30mm und DA* 200mm sowie einigen weiteren Linsen, manchmal sogar noch eine kleine Olympus OMD oder die Ricoh GR. Dazu das kleine Rollei-Stativ, welches wie erwähnt sogar in das obere Fach komplett gepasst hat, ein bis zwei Trinkflaschen, Essen, Trinken usw. Grob geschätzt waren das über 10 Kilo Gewicht. Natürlich fange ich dann im Sommer auch trotz ACS an zu schwitzen, aber es klebt nicht so unangenehm am Rücken, wie ich es noch vom Kata kenne. Und Rückenschmerzen waren auch kein Thema, der Tragekomfort hat mich wirklich, wirklich überzeugt.

Allein wenige Kritikpunkte bleiben. Die Vielzahl der Taschen haben nämlich auch den Nachteil, nicht immer alles wiederzufinden, was man am Morgen noch verstaut hat. Aber eigentlich sollte ich das nicht dem Aufbau des Rucksacks ankreiden. Dennoch kann mich insbesondere die feine Aufteilung der Organizer Tasche vorne gar nicht überzeugen, eine gröbere Einteilung mit wenigen Einschubfächern wäre mir hier lieber. Das ist aber Jammern auf hohen Niveau. 

Für den Schnellzugriff kann unteres Fach auch nur seitlich geöffnet werden

Meine Hauptkritik betrifft die Optik. Der Photo Pack verleugnet wirklich nicht sein Wesen, er ist durch und durch ein funktionaler Foto-Rucksack und sieht auch so aus. Attraktives, sportliches, junges Design? Fehlanzeige. Wenn er doch nur zumindest in anderen Farben angeboten werden würde, aber nein, es gibt ihn nur im tiefen Schwarz mit grauem Riemen und Innenleben.

Schwarz und schlicht - das Design haut mich nicht um

Fazit? Funktionalität und Qualität überzeugen so sehr, dass ich ihn wieder mit Freude in dieser Saison auf längeren Wanderungen tragen werde. Mein Rücken wird es danken. Der Wunsch nach einer attraktiveren Alternative besteht zunächst nicht mehr. Nur wenn Jack Wolfskin eventuell mal neue Versionen in pastelligen Farben (wie wäre es mit einem freundlichen Hellblau?)  auflegen würde, wäre ich sofort für ein Upgrade zu haben.

Kommentare

  1. Hallo Dirk,

    schön wieder einen Artikel von dir zu lesen :)
    Ich war letztes Jahr auch auf der Suche nach einem Fotorucksack und hatte ebenfalls mit dem Jack Wolfskin ACS Photo Pack Pro geliebäugelt. Letztendlich habe ich mir den F-Stop Kenti gekauft, da ich den günstig erhalten hatte.

    Lieben Gruß,
    Michel

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  2. Hi Michel! Der F-Stop sieht ja auch richtig interessant aus. Und es gibt ihn in Blau! Hm, den hatte ich gar nicht auf dem Schirm ...

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    1. Ich glaube der wird auch gar nicht mehr hergestellt. Ich hatte Glück im Europa-Store von F-Stop einen günstigen zu erhalten :) Allerdings fehlt mir bei meinem die Seitentasche für eine Flasche. Das kann schon mal zum Problem werden, je nachdem wie lange man unterwegs ist.

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