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Adventure Proof - PENTAX WG-3 im Praxistest

Kamera fürs Grobe: PENTAX WG-3 GPS

Im letzten Jahr ging unsere schicke Sony TX30 Outdoor Kamera während des Sommerurlaubs kaputt. Ein Hoch auf den Online Versandhandel: ich ließ mir noch vor Ort in unser Urlaubsdomizil eine Ersatzkamera zustellen, aber das Gastspiel der Fujifilm XP130 war nur von kurzer Dauer, zu unterirdisch war die Bildqualität.

Für die neue Badesaison 2019 musste dann eine "neue" Outdoor Kamera her. Da meine Anwendungsfälle auf Strand, Meer, Pool und Kinderhand recht begrenzt, und auch meine fotografischen Ansprüche hier wenig ausgeprägt sind, habe ich mich mal auf die Suche nach einem  gebrauchten Modell gemacht. Zunächst schwebte mir eine jüngeres Olympus Tough vor. Aber für den seltenen Einsatz dann doch soviel Geld ausgeben? Zumal ich davon überzeugt bin, dass sich Kameras dieser Sparte in Bezug auf die Bildqualität in den letzten Jahren nicht signifikant weiterentwickelt, sondern vielleicht durch die höheren Auflösungen bei zugleich kleinen Sensoren unterhalb der 1-Zoll-Grenze verschlimmbessert haben (zumindest in Bezug Fotos, bei Videos sieht das anders aus).

Kurzes Gastspiel: die Fujifilm XP130
versagte in der Disziplin Bildqualität
Dann erinnerte ich mich daran, dass doch PENTAX bzw. Ricoh ebenfalls kompakte Modelle fürs Grobe im Angebot haben, und das bereits in guter Tradition seit vielen Jahren. Nach dem Studium einiger Testberichte (bspw. hier und hier und vor allem hier) war dann das Objekt meiner Begierde ausgemacht, nämlich eine PENTAX WG-3 (GPS). Aber warum nur eine Kamera aus dem Jahre 2013? Einen Grund habe ich bereits oben genannt: die Bildqualität erscheint mir mehr als ausreichend und bei den neueren nicht besser. Und um das bereits vorwegzunehmen: die Fotos der WG-3 sind auf jeden Fall besser als die der XP130 und mindestens auf Augenhöhe mit meiner alten TX30.

Ein anderer Aspekt ist der Preis. Eine gebrauchte WG-3 wird auch mal für unter 100 EUR angeboten. Ich habe mir kurz hintereinander zwei Kameras bei eBay Kleinanzeigen sichern können, eine schwarze Variante ohne GPS für knapp 80 EUR, und zwei Tage später dann sogar mit GPS in modischem Lila für unter 70 EUR, ein echter Schnapper und Hingucker! Aber man muss schon Geduld bei der Suche haben, die Angebote sind rar gesät, und es gibt natürlich auch völlig überteuerte Anzeigen.


Einmal mit (links) und einmal ohne GPS: die PENTAX WG-3 aus 2013

Auffällig ist zunächst einmal das ungewöhnliche Design der Kamera. Sie ist in die Breite gestreckt mit geschwungenen Formen und einer Einbuchtung auf der Oberseite. Das muss nicht gefallen, ist aber auf jeden Fall modisch und auffällig. Dazu tragen auch die unterschiedlichen Gehäusefarben bei: orange, weiß und schwarz bei der WG-3 sowie lila- und olivfarben bei der WG-3 GPS.

Ein weiteres Element, was ins Auge springt, sind die um das Objektiv ringförmig angeordneten weißen LEDs und bei der GPS Variante das vordere Display neben der Optik, dazu aber später mehr.

Das lichtstarke Zoom-Objektiv in Teleskop-Bauweise mit LED Leuchtring

Das Hartplastik vermittelt ein wertiges und sehr robustes Gefühl. Sollte es auch, denn laut Datenblatt kann die Kamera Stürze aus 2 Meter Höhe und Druckbelastungen von über 100 Kilogramm schadlos verkraften. Sie liegt für Rechtshänder trotz fehlendem Griffs oder hinterer Auflage ausreichend gut in der Hand uns lässt sich komplett mit Zeigefinger und Daumen einhändig steuern. Die Tasten sind einfach erreichbar mit deutlichem Druckpunkt und lassen sich auch im Wasser einwandfrei bedienen.

Programmautomatik, Makromodus, Auslöseart und Blitz werden über das Steuerkreuz aufgerufen. In Kombination mit der grünen Taste können auf die Pfeiltasten auch individuell Funktionen gelegt werden, bei mir die Belichtungskorrektur, ISO, den AF Modus und die Gesichtserkennung.

Rundlich und langgestreckt: die WG-3 liegt gut und sicher in der Hand

Leider gibt es keine klassischen Belichtungsautomatiken, die eine gezielte Vorauswahl von Zeit oder Blende ermöglichen. Stattdessen gibt es zahlreiche Motivautomatiken wie der Landschafts-, Blumen-, Sport- oder Portraitmodus, dazu natürlich Unterwasser Programme für Foto und Video. Diese wirken dann nicht nur auf die grundlegenden Belichtungsparameter wie Zeit und Blende, sondern auch auf die Farbgebung der JPEGs.

Mangels expliziten Sucher gewinnt der 3-Zoll große LCD Monitor im 16:9 Format große Bedeutung für die Bedienung. Er löst mit 460.000 Pixeln gerade so ausreichend fein auf. Natürlich ist das Display einer Outdoorkamera auch nicht klappbar. In maximaler Helligkeitseinstellung genügt der Monitor auch bei normalem Tageslicht bzw. Unterwasser, besonders weil die Darstellungsqualität auch bei steileren Blickwinkeln auf das Display recht konstant bleibt. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist die Bildkomposition aber erschwert, trotz einer Anti-Reflex Beschichtung.

Eine wirklich hilfreiche Zusatzfunktion ist die einblendbare elektronische Wasserwaage in zwei Dimensionen, um die Kamera gerade auszurichten. Dazu werden rechts im Monitor ein vertikales und ein horizontales Balkendiagramm angezeigt, dessen Ausschläge jeweils die Abweichung zur exakten Ausrichtung anzeigen.

Die Anordnung aller Tasten auf der rechten Kameraseite ermöglicht die einhändige Bedienung

Die WG-3 hat für mein Empfinden einen großen Vorteil gegenüber ihren neueren Kollegen, nämlich das recht lichtstarke und vom Bildwinkel her pragmatische 4,5-18mm F2,0-4,9 Zoom, welches einer Kleinbild-äquivalenten Brennweite von 25mm bis 100mm entspricht. Optisch wohl gemerkt, nicht digital (ist noch zuschaltbar), und dazu auch noch mechanisch stabilisiert. Bei der anfänglichen Lichtstärke von 2,0 im Weitwinkel macht auch die kürzeste Verschlusszeit von beeindruckenden 1/4000 Sekunde Sinn.
Jüngere WG Modelle ab 2014 haben alle ein (licht-) schwächeres 5-25mm F3,5-5,5 Zoom mit weniger Weitwinkel (entspricht 28mm), aber mehr Tele. Ich persönlich finde aber gerade die 25mm Weitwinkel interessant, gerade auch für Unterwasser und Selfies.

Insgesamt bin ich mit der Bildqualität zufrieden, gerade in Hinblick auf den verbauten Mini-Sensor. Manchmal erscheint mir das Objektiv mit den 16 Megapixeln des 1/2.3" kleinen CMOS Bildsensor (mit BSI Rückseitenbelichtung)  überfordert, aber zumindest bei kleinen ISO Werten und großen bis mittleren Bildwinkeln gelingen technisch überraschend gute Fotos.

Muschel-Makro am Kiesstrand von Benalmádena | 1/1500s | f/2,8 | ISO 125 | @4,5mm
Appartement mit Meeresblick (Benalmádena) | 1/500s | f/7,9 | ISO 125 | @4,5mm
An der Küste von Benalmádena | 1/320s | f/7,9 | ISO 125 | @4,5mm

Im Telebereich nimmt die subjektive Schärfe leicht ab. In seltenen Situationen wirken Bilder flach und kontrastarm, ich vermute mal aufgrund von ungünstigem Streulicht. Dem gegenüber stehen dann aber immer wieder total überzeugende Ergebnisse, die ich der Kamera kaum zugetraut hätte.

Aufnahmen sind nur im JPEG Format möglich, Bilder können nicht als Raws gespeichert werden. Das ist absolut klassenüblich, aber auch ein wenig schmerzlich, denn bei ISO Werten höher als 400 wirken die Bildergebnisse schon sehr verwaschen aufgrund der aggressiven Entrauschung der JPEG Engine.

Das originäre Aufnahmeformat ist 4:3, ein kameraseitiger Crop auf 16:9 und 1:1 ist möglich, nicht aber auf die traditionellen 3:2 wie ich sie mag. Alles Beispielfotos in diesem Artikel habe ich daher nachträglich beschnitten. Dazu habe ich allen Fotos auch mehr Klarheit und weniger Dunst in Lightroom gegönnt.

Auf dem Weg zum Mirador de la Cañada del Lobo (Torremolinos) | 1/500s | f/10 | ISO 125 | @6,4mm
Mirador de la Cañada del Lobo (Torremolinos) | 1/800s | f/5,3 | ISO 125 | @12,6mm
Ausblick auf Torremolinos | 1/320s | f/7,9 | ISO 125 | @4,5mm

Aus heutiger Sicht eher durchwachsen sind die Videofähigkeiten. Von einer Spaß-Kamera erwartet man eventuell mehr als Full-HD bei 30 Bildern pro Sekunde, aber in 2013 war das gar nicht mal so schlecht. Vom Nachführ-AF sollte nicht zuviel erwartet werden, und Zoomen sollte man tunlichst auch nicht, wenn der Ton wichtig ist, denn die mechanische Objektiv-Verstellung wird relativ geräuschvoll aufgenommen.

Eine Besonderheit der WG Modelle sind die Makro Modi. Im normalen Makro Modus für Nahaufnamnen, der über die rechte Pfeiltaste aktiviert wird, kann bis zu 10cm an das Motiv fokussiert werden. Dazu kommt noch der Super-Makro Modus, der eine Annäherung von 1cm ermöglicht.

Kreide Makro | 1/400s | f/3,1 | ISO 125 | @5,5mm

Gurtanschnaller Makro | 1/45s | f/2,3 | ISO 400 | @4,5mm

Spätestens im Super-Makro wird die ringförmige LED Beleuchtung interessant, da bei einer so kurzen Aufnahmeentfernung die Kamera selbst das Motiv abschattet und die zusätzliche Lichtquelle bei der Ausleuchtung hilft.  Die Helligkeit ist recht beschränkt und nicht regulierbar, das Licht ist wirklich nur für den Nahbereich ausgelegt.

Allerdings leidet bei abnehmender Entfernung auch die Randschärfe stärker, so dass eine passendes Makro Motivautomatik gewählt werden sollte, welches dann zu einer geschlossenen Blende und gleichmäßigerer Schärfe führt.

Das LED Licht macht den Unterschied:
 1/4s ISO1600 (links) vs 1/45sec ISO400 (rechts) bei gleicher offener Blende 2,3
Blatt mit Tropfen Makro | 1/45s | f/3,1 | ISO 125 | @5,5mm
Blüten Makro | 1/500s | f/3,1 | ISO 125 | @5,5mm

Die Zuschaltung der LEDs über das Menu (Aufnahmemodus - Seite 4 - Makrolicht) ist arg umständlich. Leider kann das Zusatzlicht nicht über die Grüne-Tasten-Funktion als Shortcut auf eine eigene Steuerkreuz-Taste gelegt werden. Allerdings werden die Lampen bei ausgeschalteter Kamera und lang gedrückter grüner Taste eingeschaltet, die Kamera soll so als eine Art Taschenlampe dienen. Das ist aber eher als Gimmick zu werten, denn die Strahlkraft der LEDs ist wie oben bereits beschrieben sehr bescheiden.

Ebenfalls als Gimmick sehe ich die Nutzung der LEDs im Selfie-Modus der Gesichtserkennung. Ricoh nennt das ganze Selbstporträtassistent und hilft die Kamera so auszurichten, dass man sich selbst aufnehmen kann. Dazu leuchtet eine LED im Ring um das Objektiv immer dann auf, wenn die Kamera das Gesicht erkennt. Die Position der leuchtenden LED zeigt an, wo das Gesicht sich im Foto ungefähr befindet, also bspw. am rechten oder linken Rand. Das ganze funktioniert gar nicht mal so schlecht, auch in Kombination mit einer "Lächel-Automatik" zum selbständigen Auslösen der Kamera.

Die LEDs als Selbstporträtassistent für Selfies zusammen mit der Lächelautomatik ...
... ergeben ein Foto wie dieses. Das Gesicht ist links-oben, wie es die LED angezeigt hat.

Die GPS Variante bietet gegenüber der einfachen WG-3 noch einige zusätzliche Features. GPS ist jetzt offensichtlich, nicht so flott wie bei der K-1, funktioniert aber (und zieht viel Strom aus dem Akku). Dazu gibt es noch ein zweites monochromes Display auf der Frontseite neben dem Objektiv, welches die Uhrzeit, aktuelle Höhe oder Druck anzeigen kann. Und das GPS Modell alleine hat die Möglichkeit, den Akku per Qi Charging kabellos mit einem entsprechenden Ladegerät per Induktion (langsam) zu laden. Wie cool ist das denn!

Nicht vergessen: das Hauptargument einer Outdoorkamera wie die WG-3 sind ihre Nehmerqualitäten. Die WG-30 taucht laut Datenblatt bis zu 14 Meter tief und verträgt auch Stürze aus 2 Meter Höhe. Meine gebrauchte lilafarbene Schönheit machte mir im Sommer allerdings einmal Sorgen, als unter Wasser im Étang de Leucate das Display plötzlich ausfiel. Ich konnte zwar (dann ohne Bildkontrolle) weiter fotografieren, musste dann aber später erschrocken feststellen, dass im Batteriefach Wasser eingedrungen war.

Unterwasser Muschel Makro | 1/1250s | f/2,8 | ISO 125 | @4,5mm
Unterwasser Selfie, mit Maske ohne Selbstporträtassistent | 1/320s | f/7,9 | ISO 125 | @4,5mm
Halb unter, halb über Wasser bei Leucate | 1/800s | f/2,8 | ISO 125 | @4,5mm

Eigentlich erweckt der doppelte Verschluss am Deckel des Batteriefachs mit zwei Schiebereglern großes Vertrauen in die Wasserdichtigkeit der Kamera. Allerdings kann bereits eine geringe Verschmutzung an den Gummis zum Eindringen von Feuchtigkeit führen. Ständige Sorgfalt - und Silikonfett - vermindern hier auf jeden Fall das Risiko. Nach einer angemessenen Trocknungsphase funktionierte die Kamera aber wieder einwandfrei. Glück gehabt.

Fazit? Vielleicht merkt es man dem Bericht an, aber ich bin ein großer Fan der WG-3 (geworden). Für kleines Budget habe ich eine wirklich tolle Spaß-Kamera erhalten, die recht universell eingesetzt werden kann. Klar, die Bildqualität ist entsprechend der Sensor-Größe nichts herausragendes, da können sogar manche Smartphone Modelle heute mehr leisten (nicht zuletzt durch die ausgeklügelte Software). Aber die PENTAX WG ist eben eine robuste Outdoorkamera, die bei Wind und Wetter genutzt werden kann, gerne auch für einen Tauchgang. Herunterfallen darf sie auch mal, also eigentlich auch eine ideale Kamera für Kinder. Nur in Sachen Video vermag sich mich heute nicht mehr zu überzeugen, da macht mir beispielsweise meine Go Pro 7 unter und über Wasser deutlich mehr Spaß.

Bedenkt man den Gebrauchtpreis von klar unter 100 EUR ist die Kamera ein echter Tipp, auch heute noch. Also viel Erfolg bei der Suche! Meine beiden Modelle gebe ich auf jeden Fall nicht mehr her.

Sonnenuntergang an der Nordsee | 1/2000s | f/14 | ISO 250 | @10,3mm
Halb unter, halb über Wasser in der Nordsee | 1/800s | f/5,8 | ISO 125 | @4,5mm


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