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Endlich komplett! PENTAX Limited, (m)eine Liebesgeschichte ...


Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren zur Geburt meines ersten Sohnes Simon in die digitale Spiegelreflexfotografie mit einer PENTAX K10D eingestiegen bin. Zuvor war ich noch sporadisch mit einer analogen SLR von Minolta unterwegs. Ich nutzte bereits Digitalkameras, zuletzt die zu ihrer Zeit wirklich hervorragende Minolta Dimage A1. Diese bot viele innovative Feature, aber eben als Bridgekamera mit Superzoom keine Möglichkeit zum Objektivwechsel. Nach intensiver Nutzung auf vielen Reisen versagte dann der Sensor. Totalschaden. Aber Sony als neuer Eigner der Minolta bzw. Konica Kamerasparte regulierte den finanziellen Schaden komplett und so stand das Budget bereit für den Einstieg bei PENTAX und damit in das Lager digitaler Systemkameras. 
Zu dieser Zeit hatte ich noch nie etwas von Limited Objektiven gehört und keine Ahnung, wie diese meine Sicht auf das Verhältnis von Kamera und Objektiv verändern würden (natürlich zugunsten letzteres). 

Als Objektive nutzte ich damals ein Sigma 17-70mm Standard Zoom und ein Schneider Kreuznach D-Xenon 50-200mm Tele, welches im Grunde eine Pentax Linse ist. Einige Jahre war ich so recht glücklich unterwegs, zumal ich zunächst nur dokumentarisch die Familie ablichtete, ohne mich mit der Fotografie an sich als Hobby allzu tief zu beschäftigen. Das änderte sich erst allmählich, und dann schlagartig im Jahr 2011 mit meiner frühen Mitgliedschaft im neu gegründeten Pentaxians Forum. 

Erstmals fiel mir auf, wie technisch unperfekt meine Fotos in Bezug auf Abbildungsleistung waren, und wie cool eigentlich das Spiel mit Schärfe und Unschärfe sein kann. Ich fing an, lichtstärkere Objektive jenseits der Kit-Objektive gebraucht zu kaufen, zu testen und wieder zu verkaufen. Mit der Sichtung des PENTAX Objektivangebots hatte ich auch schnell die DA Limited Serie auf dem Radar. Die kompakten Gläser schienen auf ihre Besitzer eine besondere Faszination auszuüben, die nicht allein aufgrund ihrer optischen Leistungen begründet war. Dazu verspricht der Titel "Limited" das Besondere. Und wer will das schon verpassen? Erst später bekam ich mit, dass die produzierte Stückzahl gar nicht auf eine fixe Auflage begrenzt war, wie der Name (mir) suggerierte. 

Mein Einstieg begann ganz unschuldig mit einem kleinen DA21. Die Begehrlichkeit war geweckt. Es folgte rasch das DA35 Macro und das DA40 Pancake im gleichen Jahr, welches heute noch mein Blog Titelbild an meiner alten K-5 ziert. Auch das DA70 und DA15 fanden ihren Weg (mehrmals) in meinen Objektivpark, wenn auch nur für kurze Zeit. Hat man eins, will man alle.

Kompakt mit grün-schimmernden Deko-Ring: DA21, DA35 Macro, DA70 

DA21 | f/3,5| K5IIs | Nachts in Brügge (Frank van Acker)

Was macht die Faszination dieser Serie aus? Bei den DA Limiteds war es aus heutiger Sicht nicht einmal die Bildqualität. Die ist sicher gut, aber im Vergleich zu manch aktuellen Schärfe-Monstern weniger hochauflösend. Die Lichtstärken sind eher bescheiden. Das DA70 mit offener Blende 2,4 und das DA21 mit nur 3,2 markieren die Grenzen. Dafür gibt es andere Stärken. Für jeden sichtbar und vor allem fühlbar ist die unglaubliche Verarbeitung und Wertigkeit der kompakten Metallgehäuse. Highlight der Serie ist für mich das DA 35mm 2.8 Macro Limited, allein schon wegen der ausziehbaren Gegenlichtblende. 

Auch wenn nicht alle DA Limiteds durch extremes Auflösungsvermögen brillieren, so haben die Bilder doch etwas Anderes, ihren eigenen Charakter. Da mag manch einer die Augen Rollen, aber PENTAX Nutzer nicken zustimmend. Viele sprechen von der Fähigkeit, gerade bei offener Blende Bilder mit besonderer Plastizität zu zeichnen, also einen räumlichen 3D Eindruck in die flache 2D Projektion des Bildsensors zu bringen. Auch werden die PENTAX Farben häufig herausgestellt, und ich kann dem nur zustimmen. Nicht mit Messwerten beweisbar, mit Worten schwer beschreibbar, aber aus dem Gefühl heraus beim Betrachten der Fotos. Selbst heute habe ich kaum Bedarf für ausgefeilte JPEG Rezepte oder Lightroom Profile, weil die Raws aus Kamera und Limited Objektiv bereits das abliefern, was mir gefällt.

Ein Detail am Rande: für mich kamen immer nur die älteren smc DA Limiteds mit dem grünen Ring in Frage. Ricoh legte die Linsen in einer neuen Serie mit veränderter HD Vergütung auf, mit abgerundeten Blenden-Lamellen (und damit ohne "Sterne" beim Abblenden) und einem roten Dekor-Ring. Ich werte das als Ausrutscher, denn Ricoh schwenkte in nachfolgenden Objektiven wieder zum grünen Ring als Erkennungsmerkmal zurück.

DA35 Macro | f/5,6 | K-S2 | Blumen-Makro doppelt belichtet

Und es musste kommen, wie es kommen musste. Denn die Begehrlichkeiten der DA Limited Serie ist noch steigerbar. Willkommen zur Vorgänger-Serie der späten 90er aus analogen Zeiten: die FA Limiteds. Oder wie andere schreiben: The Best (Autofocus) Lenses Money Can Buy. Lichtstärker, schnuckliger, begehrenswerter und auch teurer als die modernere DA Serie. Dazu kommt das Versprechen dieses magischen "Feenstaubs" (Pixie dust), die manche Nutzer in ihren Linsen vermuten, anders ist das besondere Rendering und die Farbanmutung der Bilder aus FA31, FA43 und FA77 doch kaum zu erklären, oder? Die FA Limiteds sind auch alle ein wenig größer, denn sie haben numerisch kleinere Blendenzahlen und müssen den Bildkreis für Kleinbild ausleuchten. Da haben es die DA Objektive einfacher, denn sie müssen nur den kleineren APS-C Sensor abdecken. Dennoch fallen auch die FA Limited Objektive im Vergleich zu anderen Vollformatoptiken eher klein aus. 

Im Spätsommer 2014 kaufte ich also ein gebrauchtes, silberfarbenes FA 43mm 1.9. Allein die Brennweite ist bereits genial. Nicht die üblichen 50mm, sondern 43mm, also die Diagonale im Kleinbild Rechteck von 35mm x 24mm. Für mich war mein erstes FA Limited eine Offenbarung in Bezug auf Haptik und Anhimmelfaktor, es gab kein zurück mehr. Ohne die schraubbare Gegenlichtblende (natürlich auch Metall) wirkt die Optik schon fast wie ein Pancake, so flach ist das Objektiv. Allein der Deckel mit Samteinschlag im Inneren und gestanztem PENTAX Schriftzug vorne zeugt von so viel Zuneigung ihrer Schöpfer.  Und dann die Gehäusefarbe: das Silber passt perfekt zum Metallgehäuse der FA Objektive (während die Farbe bei anderen Produkten aus Kunststoff ja eher schnell billig wirken). Nicht ganz unwichtig überzeugt natürlich auch die Bildqualität in den zuvor beschriebenen Tugenden, wenn auch das herausfordernde Bokeh des FA43 (insbesondere im Hintergrund) immer wieder Gegenstand leidenschaftlicher Diskussionen sein kann.

FA43 an analoger MZ-5n - ein Hingucker 

FA43 | f/2,5 | K-1 | Dirk plastisch (und topfit) in Avignon

Im November 2014 wurde dann im PentaxForums die Greatest Pentax Lens of All Time gekürt. So "musste" noch zu Weihnachten das FA77 als Sieger unter dem Gabentisch landen. Natürlich wieder silberfarben, denn die Farbe war vom FA43 gesetzt. Zu den bekannten Tugenden des FA43 addiert das FA77 eine integrierte, ausziehbare Gegenlichtblende und ein unstrittig wunderbar cremiges Bokeh. 
Mit dem Einzug der FA Limiteds verabschiedete ich mich langsam und schweren Herzens von den DA Pendants, aber die FAs mussten ein wenig gegenfinanziert werden. Allein das DA21 habe ich bis heute behalten, vielleicht weil es meine erste (Limited) Festbrennweite war.

FA77 mit eingezogener Gegenlichtblende

FA77 | f/3,2 | K-1 | Herbstabend am Strand von De Haan

Ich komme langsam zum eigentlichen Auslöser dieses Blog Posts, welcher wenig überraschen sollte. Denn es fehlte bisher immer noch das FA31. Lange Zeit habe ich diesem Objektiv entsagen können, denn es gilt als FA Limited mit Star-Allüren, die sich in lila Farbspielen an kontrastreichen Kanten im Bild äußern können. Dazu ist die gerne als Diva bezeichnete Linse größer und teurer als ihre Geschwister. Und sie war im PentaxForums eh nur auf Platz 2 bei obiger genannten Suche der besten PENTAX Linsen aller Zeiten gelandet (Augenzwinker). Auch hatte mich der Bildausschnitt an einer PENTAX Kamera mit APS-C Sensor nie besonders gereizt. Daher kam für mich ein Kauf lange Zeit nicht in Frage, auch wenn der Wunsch nach einer kompletten Sammlung in mir schlummerte.

Mit Erscheinen und Anschaffung der K-1 mit ihrem Vollformat Sensor stieg der Druck. Die Brennweiten der FA Limiteds gewannen noch einmal an Wert. Das FA43 war wieder im Bildwinkel eine Normalbrennweite , das FA77 ein 77er Tele für Portraits, und das FA31 die Reportage-Brennweite zwischen 28mm und 35mm, also irgendwie die Optik für alle Eventualitäten. Aber es sollte noch einmal fünf Jahre dauern, bis ich es letzten Monat endlich getan habe und ein gebrauchtes FA31mm Limited Objektiv aus Japan geordert habe. 

Fünf Jahre gewartet, und dann in nur vier Tagen aus Japan importiert: das FA31 ist da!

Vorne der Neuzugang FA31, dahinter reihen sich FA43 und FA77 ein

Und tatsächlich ist die Freude sehr groß. Verarbeitung und Haptik sind einfach wieder überragend. Allein der Fokusring fühlt sich so geschmeidig in der Bedienung an, dass ich trotz Autofokus gerne manuell die Entfernung zum Motiv einstellen möchte. Etwas ungewohnt: anders als bei den anderen Limited ist die Gegenlichtblende hier fest verbaut und nicht abnehm- oder einziehbar, was mich aber nicht stören mag. Richtig kompakt ist das FA31 im Vergleich zu den anderen beiden auch nicht mehr, aber dennoch passt es ideal an die K-1, während es an einer kompakten KP vielleicht etwas zu sehr aufträgt. 

Zu den optischen Eigenschaften meines Exemplars kann ich noch nicht viel schreiben, aber die ersten Testfotos beeindrucken bereits durch eine überragende Schärfe (und divenhaften Farbsäumen an Kontrastkanten). Selbst bei Offenblende hat mich der subjektive Schärfeeindruck sehr positiv überrascht. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass das FA31 mein schärfstes Limited Objektiv ist, egal ob DA oder FA Serie.  

FA31 | f/1,8 | K-1 | das allererste (!) Foto im Garten, bereits bei Offenblende überzeugend

Was mich so freut, ist jetzt nicht allein der materielle Besitz, sondern das gute Gefühl zusammen zu bringen, was zusammen gehört. Das Trio der FA Limiteds ergibt für mich ein ideales Besteck für klassische Fotografie mit moderaten Bildwinkeln und ganz spezieller, eigener Anmutung der Bildergebnisse (neudeutsch gerne als Bildlook bezeichnet), ohne der Notwendigkeit für eine ausgefuchste digitale Nachbearbeitung am Rechner. Und ich wiederhole mich: die Krönung ist die herausragende Verarbeitung und Haptik. Das satte, schwere Gefühl  von Metall und Glas, das Klicken des Blendenrings, der sanfte Widerstand beim Drehen des Fokusrings. Sinnlichkeit.

Die Sammlung ist nun komplett. Zuletzt hat Ricoh/PENTAX die FA Linsen mit neuer HD Vergütung als DFA Limited Serie neu aufgelegt, und sogar das DFA21 Limited als Super-Weitwinkel hinzugefügt. Aber die analoge FA Limited Serie ist natürlich in sich abgeschlossen, auch für mich ... obwohl ... im schwarzen Finish sehen die Objektive auch cool aus. 

Ganz zum Schluss möchte ich noch einen passenden Thread im Pentaxians Forum bewerben, in denen Nutzer ihre Geschichten und Liebesbekundungen zu den Limited Objektiven erzählen: Pentax = Limiteds: Eine Liebesgeschichte. Ähnlichkeit zum Titel meines Blog Posts sind natürlich nicht zufällig. Viel Spaß beim Schmökern.

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