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PENTAX K10D - Digitale Nostalgie


In den letzten beiden Jahren habe ich mein Sammlerherz entdeckt. Ich suche nicht mehr nach PENTAX Kameras und Objektiven zur scheinbaren Optimierung meines Portfolios, sondern einfach nur noch aus Nostalgie Gründen. Ich muss keine Gründe mehr anführen, dass ich die eine Kamera oder das andere Objektiv zur Verbesserung meiner Fotografie brauche. Das war meist vorgeschoben, wie ich mittlerweile erkannt habe. Sammeln heißt für mich einfach Haben-Wollen. Wobei das für mich nur klappt, weil alte PENTAX Kameras mittlerweile so günstig am Gebrauchtmarkt zu bekommen sind. Und so haben eine K-01, eine K20D und zuletzt eine analoge P30 und eben die K10D ein neues Zuhause in meinem Fotoschrank gefunden. Wer sich übrigens noch von einer kleinen Q trennen mag, darf mich gerne kontaktieren.  

Alte Kamera mit noch älterer Optik: K10D mit PENTAX-F Zoom 35-70mm

Die K10D (vorne) im Vergleich zur KP ist massiger, wirkt aber gedrungener
 wegen ihrer abgerundeten Formen. Die KP ist kompakter, wird
dafür optisch dominiert vom spitz zulaufenden Sucherbuckel. 

Klarer Fortschritt: der Monitor der KP ist größer, kontrastreicher, 
höher auflösend - und dazu klappbar.


Die K10D nimmt in meiner Fotohobby-Historie eine Sonderstellung ein. Sie war vor 16 Jahren mein Einstieg in die digitale Spiegelreflex-Fotografie. Und sie war mein erstes PENTAX Gehäuse nach vielen, vielen Jahren Abstinenz. Als Jugendlicher hatte ich das Fotografieren mit einer analogen PENTAX gelernt, war dann aber auf andere Marken umgestiegen. Näheres dazu ist auch auf meiner Über Mich Seite nachzulesen. Die K10D habe ich dann vor der Geburt meines ersten Sohnes gekauft, und auch zunächst nur für Familienschnappschüsse genutzt, weniger zum Fotografieren um des Fotografieren willen. Ich habe einige Zeit gebraucht, um wieder Zeit und Blende bewusst einzusetzen, und nicht einfach nur Fotos mit der Programm-Automatik zu machen. 

Ich habe für diesen Artikel einige Zeit im Archiv für die ersten vorzeigbaren Fotos suchen müssen, in denen es nicht allein um meine Liebsten geht. Gefunden habe ich dann 2008, also eineinhalb Jahre nach Anschaffung der Kamera, erste  Landschaftsfotos aus einem Portugal Urlaub. Zu dieser Zeit hatte ich noch komplett in JPEG meine Bilder aufgenommen, zumeist mit einem Sigma 17-70mm Zoom. Um ehrlich zu sein, hatte ich mit meiner ersten K10D nie im Raw-Format und damit PEF fotografiert, wenn ich meiner Lightroom Bibliothek heute trauen darf.

Mit JPEG und zumeist in Vollautomatik am Praia do Castelejovon (Algarve, Portugal)
im Februar 2008 | K10D mit Sigma 17-70 | 17mm | f/18

Blick auf Torre de Aspa (Algarve, Portugal) im Februar 2008 |
K10D mit Sigma 17-70 | 40mm | f/11

Ponta da Piedade (Algarve,Portugal) |
K10D mit Sigma 17-70 | 23mm | f/8


Der Reiz der Kamera liegt für mich also zunächst in meiner persönlichen Historie. Aber damit werde ich der K10D sicher nicht gerecht, sie hat damals zu ihrer Veröffentlichung viel richtig gemacht und konnte bei einigen Ausstattungsmerkmalen im Vergleich zur Konkurrenz punkten. Besonderes Augenmerk verdient aber der verbaute CCD Sensor. Natürlich gab es hier im letzten Jahrzehnt durch neuere CMOS Sensoren rasante Fortschritte, was die Grundtugenden wie Auflösung, Geschwindigkeit und Rauschverhalten betreffen. So kann in der Kamera maximal nur ISO 1600 eingestellt werden, was es aber auch zu vermeiden gilt, zu stark ist dann der Detailverlust. Dafür belohnen Kamera und Sensor bei geringen ISO Werten mit einer ganz besonderen Bildanmutung. 

Oh weh, jetzt kommt wieder dieses abgehobene Gerede des ganz speziellen Bildlooks, der nur durch die besonderen Zutaten veralteter, nicht mehr konkurrenzfähiger Hardware entsteht. Dazu am Liebsten ein Objektiv aus dem letzten Jahrtausend, fertig ist der angesagte Vintage-Style. Und dies frei Haus und unverfälscht, ganz ohne künstliche Bildaufhübschung à la Hipstamatic oder Luminar. Ehrlich jetzt? Ja. Erwischt. 

Blumenwiese in Terspegelt | F70-210 | 155mm | f/4,5

Blumenwiese in Terspegelt (2) | F70-210 | 210mm | f/5,6

Pia in Terspegelt | F35-70 | 40mm | f/8


Die Fotos mit der K10D sehen wirklich für mich anders aus. Zum Sommerausklang hatte ich die Kamera mit zwei älteren FA35-70 und FA70-210 Objektiven für ein Familien-Wochenende in Holland mit. Nicht gerade ein Umfeld fürs ruhige Fotografieren mit alter Technik, aber ich hatte richtig Spaß. Zuhause war ich sehr angenehm überrascht über die warme Farbanmutung und Detailtreue der Fotos. Gut, die etwas mehr als 10 Megapixel Auflösung verzeihen auch die ein oder andere Auflösungsschwäche der Optiken, reichen aber auch eigentlich völlig aus. Nur ein großzügiges Cropping ist später nicht möglich, es sollte also bei der Aufnahme schon sorgfältig der finale Bildausschnitt komponiert werden.

Sonnenblume in Terspegelt | F70-210 | 70mm | f/7,1

See in Terspegelt | F35-70 | 70mm | f/8

Farn am See in Terspegelt | F70-210 | 190mm | f/5,6


Aufgenommen hatte ich, wie sollte es auch anders sein, im PEF Rohdatenformat. Die Fotos wurden dann in Lightroom importiert und mit Standard-Einstellungen ohne White-Balance- oder sonstige Farb-Anpassungen entwickelt. Die warme Farbgebung der Raws haben mich zwar direkt angesprochen, aber auch skeptisch gemacht. Lag das jetzt am Weißabgleich der Kamera, oder der Interpretation durch die Camera Raw Entwicklung in Lightroom? Eine manuelle Umstellung des Default-Profils von "Adobe Farbe" auf "Adobe Standard" in den Grundeinstellungen ergibt erwartungsgemäß ein etwas neutraleres Bild, aber ich vergleiche ja mit den Fotos meiner anderen Kameras, und die durchlaufen alle das "Adobe Farbe" Profile auf meinem Rechner.  Eine kurze Google-Suche nach alternativen LR Profilen für PENTAX Kameras ergibt übrigens nur noch verwaiste Treffer.  

Die Bildergebnisse haben mich neugierig gemacht, und so bin ich noch einmal mit der K10D losgezogen, aber diesmal in Begleitung meiner KP und moderneren Linsen. Ich wollte prüfen, wie unterschiedlich die Fotos aus beiden Kameras ausschauen, wenn das gleiche Motiv bei annähernd gleichen Einstellungen genutzt werden. Dabei hatte ich auch den Weißabgleich auf einen festen Wert von 6000K bei beiden Kameras eingestellt. Für mich erstaunlich hat Lightroom später daraus bei der KP eine Temperatur von 6650 und Tonung +4 gemacht, bei der K10D dagegen 5750 und -6, also von den Werten eher kühler. Und siehe da, die Bildergebnisse der K20D waren auch gar nicht soweit vom subjektiven Farbempfinden entfernt, die KP Fotos wirkten tatsächlich nun etwas wärmer. Welche mir jetzt mehr zusagen, kann ich gar nicht sagen. Aber vielleicht ist das die besondere Erkenntnis: die Fotos aus der K10D sind absolut konkurrenzfähig, wenn auf Auflösung und hohe ISO Werte verzichtet werden kann. 

Kranhäuser in Köln mit K10D und DFA100 | f/4,5

Kranhäuser in Köln mit KP und DFA100 | f/4,5

Kölner U-Bahn Station Heumarkt mit K10D | 17mm | 1/15s | f/5,6 | ISO400
 
Kölner U-Bahn Station Heumarkt mit KP | 17mm | 1/25s | f/5,6 | ISO1600


Noch ein paar Worte zum Gehäuse. Ich habe ein sehr gut erhaltenes Exemplar bei MPB für kleines Geld kaufen können. Die K10D ist ein echter Klopper, schwer und massiv, bei der auch mein kleiner Finger Halt am Griff findet. Kurios ist die Entriegelung des SD-Kartenfachs durch einen eigenen Drehriegel, wie auch für den Akkudeckel. Als ich die Kamera nach vielen Jahren wieder zum ersten Mal in die Hand nahm, habe ich mich sofort wie Zuhause gefühlt, auch wenn PENTAX immer mal wieder die einzelnen Bedienelemente umsortiert. Der Sucher ist angenehm hell und übersichtlich, und auch ein wenig kleiner als in Erinnerung. Aber vielleicht bin ich auch hier zu sehr durch den Vollformat-Sucher der K-1 geprägt. 

Beim Studium von alten Tests der K10D werden immer wieder die Funktionsvielfalt, Robustheit aber vor allem auch Geschwindigkeit der Kamera gelobt, sowohl in der Bedienung, im Autofokus (!) als auch in der Serienbildfunktion mit rasanten drei Bildern pro Sekunde. Dabei ist der CCD Sensor so langsam beim Auslesen der Daten, dass die Kamera noch nicht einmal Live-View anbieten konnte. Die Tests damals waren alle insgesamt sehr positiv, als Beispiele führe ich die ausführlichen Berichte bei digitalkamera.de und DPReview an. Mit dem heutigen Wissen um den Stand der Technik lesen sich die alten Tests wirklich amüsant. Die neueste Würdigung der K10D habe ich im digicammuseum.de gefunden, der Artikel fasst gut die Eigenschaften der Kamera zusammen (wenn auch der Sensor fälschlicherweise Samsung zugeschrieben wird).

Mein Fazit? Jeder sollte eine K10D haben, zumindest jeder PENTAX Liebhaber. Die Kamera ist digitale PENTAX-Ikone, denn Sie hat erstmals alle Tugenden gezeigt, die ich heute noch mit der Marke verbinde und auch an den aktuellen Modellen schätze. Ergonomie, Haptik, Robustheit, mit TAv Belichtungsprogramm, Sensor-Stabilisierung, Rohdaten mit hohen Dynamikumfang und viel Potential bei der Entwicklung. Und das (zumindest damals) zu einem recht moderaten Preis. Die K10D wird erstmal NICHT im Fotoschrank Staub ansetzen, sondern sie kommt direkt mit auf Reisen und darf sich weiter behaupten. Fortsetzung folgt.


Kommentare

  1. Ich liebe die Farben der alten Kodak CCD-Sensoren. Aber leider brauchen sie halt Licht, Licht und nochmals Licht. Schöner Artikel.

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    1. Vielen Dank fürs Lob. Der K10D habe ich dann in den Herbstferien noch einmal viel Licht gegönnt, demnächst auf diesem Blog 😉

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