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[NMZ] GR Negative Square und TLR

Aktuelle bearbeite ich einige fotografische Themen parallel. Zum einen beschäftige ich mich viel mit analoger Fotografie mit ganz unterschiedlichen Kameras von PENTAX und Ricoh, die ich im letzten Jahr gesammelt habe. Zum anderen versuche ich gerade mit meinen beiden GR Kameras vermehrt zu fotografieren. Motivation ist ein besonderer Familienurlaub, der im Herbst ansteht und bei dem ich mit kleinem Gepäck unterwegs sein will. Ich habe das Gefühl, ich brauche für die GRs mehr Übung für das einhändige Fotografieren ohne Sucher. 

Um beide Themen zu kombinieren, also GR Ertüchtigung und analoge Fotografie, war ich am letzten Wochenende über eine Nacht im "Trainingslager" in Belgien an der Küste, um dort einige bekannte Hotspots zu besuchen. Mit dabei war die GR IIIx sowie einige analoge Gehäuse, aber davon später mehr.

Die Anfahrt war ein wenig nervig, da bereits am Freitag Mittag die Autobahnen um Brüssel (erwartet) und Gent (unerwartet) sehr voll waren. Keine guten Voraussetzungen für ein entspanntes Fotografieren mit engem Zeitplan. Nach fünf Stunden Fahrt war die Hafenstadt Oostende als erstes Wochenendziel endlich erreicht.

Am Spuikom Oostende

Streetart Franco Fasol


Der GR IIIx hatte ich am Abend noch ein Firmware Update verordnet, um den neuen Negative Film Bildstil ausprobieren zu können. Mein Favorit war bisher immer die Positive Variante. Und um es gleich zu sagen, die Simulation des Umkehrfilms wird auch mein Favorit bleiben. Die Default Einstellungen für den neuen Bildlook sind mir zu flach und zu kühl in der Farbgebung, so dass ich bei den Fotos, die ich hier zeige, noch in Lightroom leicht an den verschiedenen Reglern gedreht habe. Aber ich versuche mich noch an meinem eigenen out-of-camera JPEG Rezept.

Apropos JPEG Rezepte. Manchmal könnte man meinen, diese sind zusammen mit den Filmsimulationen, auf denen sie basieren, die alleinige Domäne von Fujifilm. Aber es gibt sie eben auch bei Ricoh, PENTAX und anderen Marken, wenn auch nicht so populär und anders benannt. Aber ich gebe es als ehemaliger X-S10 Besitzer zu: die Fujifilm Sets sehen schon sehr gut aus. Die Classic Negative und Pro Negative High Looks habe ich noch nicht zufriedenstellend nachahmen können. Fujifilm hat sich in meinen Augen zu Recht den guten Ruf verdient, besondere JPEGs direkt aus der Kamera ohne Nachbearbeitung produzieren zu können. Die prominenteste Anlaufstelle für Ricoh Nutzer im Netz für angepasste Bildstile aus der Kamera dürfte Ritchie's Ricoh Recipes sein. Ich mag auch die Ricoh GR YouTube Videos von Luke Taylor zum Thema.

Streetart Guido van Helten an der Marina

Neubauten am Hendrik Baelskaai


Nach Oostende steuerte ich das in Nachbarschaft liegende De Haan an, wo das Ferienhaus meiner Eltern steht. Vor Sonnenuntergang bin ich noch einmal zur Standpromenade gezogen, um ein paar bekannte Eindrücke einzusammeln. Es war ein herrlicher, warmer Sommerabend, fast windstill - ein Wetter, wie ich es ganz selten hier erlebe, einfach nur traumhaft.

Die Begriffe GR und Negative aus dem Titel sind nun geklärt. Das Square sollte bei Ansicht der Fotos auch klar sein, da alle im quadratische Format aufgenommen wurden. Also nicht nachträglich beschnitten, sondern direkt so in der Kamera komponiert. Aber warum genau, möchte ich zum Abschluss erklären. Und das bringt mich gleich zur Abkürzung TLR und einer besonderen analogen Kamera, die ich auch mit dabei hatte.

Skulptur von Linde Ergo an der
Strandpromenade De Haan

Morgen wieder schön


Neben den digitalen GRs hatte ich noch zwei weitere analoge Ricoh Sucherkameras dabei, meine MX SLR und - jetzt kommt es - eine Rolleicord Kamera aus den frühen 50er Jahren. Die Rollei ist eine sogenannte Twin-Lens-Reflex (TLR) für 120er Rollfilm im Mittelformat. Die Kamera hat zwei Festbrennweiten: eine für das Sucherbild und eine weitere für den Film. Der Lichtsucherschacht zeigt das Bild seitenverkehrt im quadratischen Format, sowie auch die Ergebnisse im 6x6 Quadrat auf Film verewigt werden. 

Die zweiäugige Spiegelreflex ist eine voll-manuelle Kamera ohne Belichtungsmesser. So musste meine digitale GR als manueller Belichtungsmesser dienen, und zur Vorab-Motivgestaltung. Entsprechend war die Kamera auf das quadratische Format und konstante ISO 200 entsprechend des eingelegten Kodak Gold Films eingestellt. 

Ebbe am Stadtstrand

Promenieren und Ausblicken

Am nächsten Morgen vor der Rückfahrt gab es noch einen kleinen Abstecher nach Brügge, welches nur ca. 20 Minuten von De Haan entfernt liegt. Ich habe in der Vergangenheit schon oft Bilder aus Brügge hier im Blog veröffentlicht (hierdrübenda und dort), aber diesmal ging es weniger um das Finden neuer Stadtmotive, sondern es stand das Ausprobieren der mir unbekannten analogen Kamera im Vordergrund - wie auch schon zuvor in Oostende und De Haan.

Eine TLR bedient sich anders als eine SLR. Natürlich gibt es auch hier Zeit und Blende, und eine Entfernungseinstellung. Der Zentralverschluss in der Optik wird an einem Hebel unterhalb des Filmobjektivs aufgezogen und dann in anderer Richtung ausgelöst. Das geschieht völlig entkoppelt vom Transport, so dass ich anfangs ungewollt die ein oder andere Mehrfachbelichtung verursacht habe.

Ebbe am Langerei

Carmersbrug (Karmeliterbrücke)


Und dann ist da dieser Sucher, der das Motiv seitenverkehrt zeigt. Zur Schärfekontrolle gibt es eine ausklappbare Lupe, weiter nichts. Kein Schnittbild, keine Mikroprismen, dazu eine recht funzelige Projektion mit starker Vignettierung. Da war jedes Bild zugleich eine Geduldsprobe, die mich anfangs noch gestresst, am Ende mit der Übung aber dann doch sehr viel Spaß gemacht hat. Gerade der Sucher übt auf viele Fotografen eine besondere Anziehungskraft aus. Zumindest bei diesem Exemplar einer Rolleicord konnte ich das nicht ganz nachvollziehen und bevorzuge weiter den hellen, klaren Blick durch den optischen Sucher einer MX oder KX. 

Spätestens in Brügge war ich in meinem fotografischen "Flow". Und immer im Wechsel die GR als teurer und treuer Lichtmesser, und dann die Rollei für das Zielbild. Insgesamt habe ich drei 120er Filme zu je 12 Fotos geschossen, zweimal SW und einmal Kodak Gold. Nur leider darf ich keine Ergebnisse hier zeigen. Die Kamera ist eine Leihgabe aus dem Fotografie-Tut-Gut-Freundeskreis. Die Rolleicord unternimmt dort im Rahmen eines Fotoprojektes eine Reise, und ich durfte ihr erster Gastgeber sein. Ganz im analogen Sinne wollen wir für das Projekt der Rolleicord auf Reisen erst am Ende Papierabzüge präsentieren und keine digitalen Scans vorab veröffentlichen.

Rolleicord auf Reisen in Brügge 

Die Magie der TLR:
Der Blick in den Schacht


Nachdem jetzt die Motivation für die seltsamen Einstellungen meiner digitalen GRs gelüftet ist, habe ich die Kameras wieder in mein favorisiertes Drei-Zwei-Format umgestellt. Mit dem Negative Film spiele ich noch ein wenig herum und versuche in der Kamera ein paar Parameter zugunsten wärmer Farben und Kontrast zu verstellen. Aber ich denke, ich werde wieder auf den bewährten Stil des digitalen Umkehrfilms zurückfallen. Oder gleich auf die Rohdaten setzen, die ich meistens von den Farben selbst bei automatischen Weißabgleich in den GRs ausgezeichnet finde.

Und die Rolleicord? Sie ist bereits weitergezogen, auf zur nächsten Station ihrer Reise. Das war ein schönes Experiment, welches nach einer Fortsetzung schreit. Im Kühlschrank liegen noch zwei Rollfime. Gestern habe ich eine alte Ricohflex New Dia in Japan bestellt ... 

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