Direkt zum Hauptbereich

PHOTOPIA 2023 und [NMZ] viele Fotos aus Hamburg

Ich bin gerade im ICE auf der Rückfahrt von Hamburg zurück nach Hause und nutze die Zeit, ein paar Gedanken zu den letzten zwei Tagen zu formulieren. Natürlich offline, denn weder Zug WLAN noch mobile Daten funktionieren zuverlässig. Anlass meiner Reise war der erstmalige Besuch der PHOTOPIA in Hamburg, die inoffiziell die Photokina als größte deutsche Fachmesse rund um die Fotografie beerbt hat. Früher konnte die Fotoindustrie noch in Köln mehrere große Hallen füllen und exklusiv im Rahmen der Messe Neuheiten präsentieren. Das hat sich grundlegend geändert. 

Vieles ist heute anders. Neue Produkte werden seit Jahren von Messen entkoppelt in eigenen Events der Hersteller angekündigt und online präsentiert. Dazu kommt die allgemeine Schrumpfung des Marktes. Den meisten Menschen genügt das Smartphone zum Festhalten und Teilen von Momenten in Bild und Video. Geblieben sind die Hobbyisten und Profis. Und die konnten sich dieses Wochenende in Hamburg treffen, vernetzen und neue Technik ausprobieren. 

Willkommen in den
dunklen Hallen der PHOTOPIA

Blick von einem hoch gelegenen Container


Was mich erst einmal überrascht hat: ich habe überhaupt keine Werbung in der Stadt für die Messe gesehen. Dazu passt, dass die PHOTOPIA gerade einmal zwei Messehallen füllt, sie ist also positiv formuliert recht übersichtlich. Dafür hat mir das Konzept und die Gestaltung der Messe mit ihren gestapelten Containern und überdimensionalen goldenen Plastiken sehr gut gefallen. Für mich war das neu, entsprach aber wohl bereits dem Bild der ersten Messe von 2021.

Überall gibt es kleine Foto Ausstellungen (teilweise in begehbaren Containern), die zeigen, wie schön, spannend, aufwühlend, wertvoll und wichtig Fotografie ist. Dazu verteilen sich die großen und kleinen Bühnen, auf denen Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen rund um die Fotografie gehalten werden. So hatte ich das Vergnügen, einmal Thomas B. Jones, Kai Behrmann, Felix Rachor und Nicolai Deutsch live zu erleben. Nicolai kannte ich noch gar nicht. Kein Wunder, denn Unterwasserfotografie jenseits der Möglichkeiten einer PENTAX oder Ricoh WG Kompaktkamera war nie mein Thema. Wird es wohl auch in der Zukunft nicht sein. Aber das ist auch das Schöne an so einer Messe, neue Eindrücke und Inspirationen für den Moment zu erfahren.

Eingangsblick mit Canon Stand

Die Abenteurer der Reportagephotographie:
Thomas B. Jones und Kai Behrmann


Die meisten Kamerahersteller sind natürlich auch vertreten. Aber die Zeiten, als Hersteller wie Canon oder Samsung noch eine halbe bis ganze Halle belegt haben, sind wohl vorbei.  Bei Panasonic nutzte ich die Gelegenheit, die neuen Lumix Modelle S5 II und G9 II zu bespielen und gegenüber zu stellen. Ich besitze derzeit noch eine alte G81 als letzte verbliebende spiegellose Systemkamera, und ich mag das Lumix System.  Ich hatte früher auch mal eine G9 für kurze Zeit, besonders wegen des hoch gelobten digitalen Suchers. Ich fand die damals sehr gut, aber sie hat für mein Dafürhalten den Größenvorteil von MFT komplett unterwandert. 

Die neue G9 II macht da keine Ausnahme, sie hat mit ihrem kleinen 2x Crop Sensor die exakt gleichen Maße wie die S5 II mit ihrem 35mm Bildaufnehmer. Die S5 II wäre auch aktuell meine hypothetische Wahl für eine spiegellose Kamera, wenn es denn sein "müsste". Zum Glück gibt es ja kein Muss.

Auch Udo ist hier

Talk zur analogen Fotografie 
Jason Kummerfeldt x Nico Llasera
auf der PHOTOPIA Stage


Bei Nikon konnte ich die neue trendige Zf im Retro-Design ausprobieren. Die Kamera fand ich charmant, dabei überraschend groß und schwer, und auch irgendwie befremdlich. Ich verstehe es, die Retrowelle zu reiten, aber irgendwie passt das für mich nicht so richtig zu einem Feature-Monster, dazu ohne Spiegel und optischen Sucher. Die Kamera hält sich ähnlich (un-)komfortabel wie eine SLR aus den späten 60er bis 80er Jahren ohne ausgeprägten Griff (aber es gibt wohl einen optionalen Zusatz zu kaufen).  Insgesamt hat mir die Kamera schon sehr gefallen, aber cool wäre doch eine kompaktere Variante, vielleicht als reiner Zeit-Automat und digitalem Filmwechsel nach 36 Fotos? Nur mal so eine Idee, zumindest als spezieller Betriebsmodus. 

So ist die Zf eine Kamera, die den aktuellen Stand der Technik bei Nikon aus einer Z8 in ein gefälliges Design der 70er und 80er gießt, dabei mir etwas zu groß und schwer erscheint. Ich bin mir sicher, die Kamera ist zum Erfolg verdammt. Kleines modisches Detail: die Texturierung des Sucherhügels, den es wohl auch bei den Nikon FM und FE Vorbildern gibt, was ich so von PENTAX SLRs nicht kenne. 

Was "meine" Marken betrifft, also Pentax und Ricoh, so waren diese nicht auf der Messe vertreten. Und wieder beschleicht mich dieses mulmige Gefühl. So wenig Präsenz im Markt verschafft zumindest keine Zuversicht, auch wenn die aktuellen Entwicklungen um die Wiederbelebung analoger Kameras bei PENTAX ein wenig Hoffnung macht. Ricoh will eben die Nische bedienen, nur dürften sie in meinen Augen dafür auch mehr Werbung machen.

Dabei hätte ein kleiner Stand mit einer K3 III Monochrom mit einer Ausstellung von SW Bildern so gut in das Ambiente der PHOTOPIA gepasst. Und die GR Kameras als die Vorzeige-Street-Photography Werkzeuge sowieso. Aber das Marketing von Ricoh/PENTAX habe ich eh nie verstanden. Ich denke aber, dass die PHOTOPIA eine verpasste Chance war. Aber Stopp. Eine GR habe ich doch gesehen! Und zwar in einer digitalen Schaufensterwerbung von MPB. Immerhin.

Meine einzige Ricoh/PENTAX Sichtung
Im Trend: Khromeland als Anlaufstelle
für analoge Fotografie


Nicht so recht begeistern konnte mich das Khromeland rund um die analoge Fotografie. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch. Dabei kann ich nicht einmal genau benennen, was ich mir genau erhofft habe. Aber irgendwie "mehr", also auch mehr Ausstellungsfläche. Letztendlich erweist sich das Khromeland als Ableger des gleichnamigen Hamburger Geschäfts. Mir hat es nichts gegeben, nicht einmal ein paar neue Analogfilme zu einem vorteilhaften Messepreis. 

Nach fünf Stunden war für mich am Freitag Schluss. Der Messetag hat mir viel Spaß gemacht und die ein oder andere Anregung gegeben, aber dann war die Luft raus und die beiden Hallen auch mehrmals abgelaufen. Natürlich kann man gut den Tag bis 18:00 Uhr hier verbringen und insbesondere den verschiedenen Talks lauschen, aber ich wollte noch ein wenig touristisches Restprogramm in Hamburg geniessen.

Abseits der Messe habe ich die Zeit zum Fotografieren (natürlich) und Begegnungen im Freundeskreis Fotografie-Tut-Gut genutzt, in dem ich seit zwei Monaten wieder aktiv bin. An meinen Anreisetag gab es eine besondere Hafenrundfahrt, die von der FF-Fotoschule von Frank Fischer angeboten wurde. Auf dem Foto-Törn konnte ich unter erschwerten Bedingungen meine neu angeschaffte PENTAX K-70 plus DA 55-300mm PLM Telezoom ausprobieren.

Unter der Sandbrücke

Lighthouse Zero

Nur Hamburgs Wahrzeichen Nummer 4


Die K-70 Kamera ist bereits seit sieben Jahren am Markt, im digitalen Zeitalter also bereits veraltet. Jüngst hat Ricoh die Kamera unter dem Namen KF mit marginalen Modifikationen neu aufgelegt. Damals konnte ich über Ricoh Imaging noch ein Presse-Exemplar der K-70 im Vorarlberg testen, leider ist der Kontakt zu Ricoh über Corona inzwischen eingeschlafen. 

Anker der Grande Buenos Aires

Grüße aus Palermo

Der Manila Express im Kran Hafen


Das Gehäuse in tadellosem Zustand hat mich nur 250 EUR bei Kleinanzeigen gekostet. Hintergrund der Anschaffung ist der nächste Urlaub, ich dem ich meine anderen DSLRs schonen möchte. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich berichte dann nach dem Urlaub, warum genau. Auf jeden Fall bin ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Mehr denn je zeigt mir diese 24MP Kamera, dass nicht die Technik der restriktive Faktor für meine Fotografie ist.

Kühlcontainer im Stapel

Docks im abendlichen Gegenlicht

Manila Express mit Hamburger Wappen


Bevor es Samstags wieder nach Hause ging, bin ich gestern Abend nach der Messe noch einmal durch die Speicherstadt gezogen. Ich wollte das beliebte Motiv vom Wasserschloss von der Poggenmühlenbrücke aus (siehe Maps) fotografieren. Beim Warten auf die blaue Stunde bin ich noch ein wenig durch die Speicherstadt spaziert, mit einer zufälligen Begegnung mit einem Biker.

Biker auf Brückengeländer

Elphie und Speicherstadt im Abendlicht 

Liebesschlösser an der Poggenmühlenbrücke


Eigentlich gibt es eine besondere Lichtinstallation, die zur blauen Stunde laut Homepage des Vereins Licht-Kunst-Speicherstadt auch eingeschaltet werden sollte. Leider nicht an diesem Abend. Dafür gab es ein überraschendes Lightpainting durch zwei Boote. Das Foto ist eine Pixelshift Aufnahme. Diese hat leider über und über Hotpixel, weil der Sensor wohl mittlerweile heiß gelaufen war, nachdem ich vorher schon etliche Versuche hatte. In der reduzierten Auflösung hier im Blog fällt das aber nicht auf.


Wasserschloss mit Leuchtspuren


Ein kleines Fazit? 

Ich war in den letzten Jahren mehrere Male in Hamburg, zuletzt mit der Familie im Herbst 2022. Ich mag dieses Stadt wirklich gerne, aber zunächst reizen mich wieder andere Ziele, die ich noch nicht gesehen habe. Und so ist es auch mit der PHOTOPIA. Der Besuch war gut und reizvoll, aber nächstes Jahr glaube ich nicht, noch einmal wegen der Messe wieder zu kommen. Dazu ist sie doch zu klein, und es wiederholt sich vieles. Ich verstehe aber die Bedeutung der Messe für das Fachpublikum, die Notwendigkeit Orte für Vernetzung im realen Leben zu schaffen. Und natürlich sind die zahlreichen Workshop Angebote für viele Menschen Motivation, für mich aber nicht. Bleibt als Anreiz der Freundeskreis FTG. Und das könnte dann doch wieder ein entscheidender Faktor sein. Wir werden sehen. 

Kommentare

  1. Hallo Dirk, ein sehr schön und kurzweilig geschriebener Artikel 👍🏼 Hat Spaß gemacht zu lesen. Danke schön und viele Grüße, Torsten

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen