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Flucht nach vorne (Gedanken zur und Eindrücke von der Photokina 2018)

koelnmesse photokina 2018 - im Zeichen der neuen DSLM Systeme von Canon, Nikon und Panasonic

Bald heißt es Alle Jahre wieder, denn ab 2019 eröffnet die größte Foto-Fachmesse der Welt ihre Türen im neuen jährlichen Turnus im Frühling. Dieses Jahr also dann mein letzter Besuch der Photokina im Herbst. Die letzten Jahre hatte ich bereits regelmäßig der Photokina einen Besuch abgestattet (zuletzt 2014 und 2016) und hier im Blog meine Eindrücke geschildert.


Zur Dokumentation hatte ich diesmal meine kleine Ricoh GR dabei, mit der alle Fotos (OOC, mit Cross Process Bildeffekt) für diesen Beitrag entstanden sind. Die GR Reihe sollte auch auf der Messe eine kleine Rolle spielen, dazu am Ende mehr ...

Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Messe - Rheinufer
Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Messe - Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke I
Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Messe - Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke II

Ich bin dieses Jahr mit wenig Vorhaben und noch weniger Erwartung zur Messe angereist. Tatsächlich wollte ich ganz unspektakulär ein paar Edel-Kompaktkameras mit Sensoren ab der 1 Zoll Klasse ausprobieren. Nach dem Siegeszug von iPhone und Co ist das Segment der Kameras mit kleine(re)n Sensoren sehr überschaubar geworden. Bis auf ein paar Traveller- und Super-Zooms gibt es nicht mehr viel Auswahl mit kompakten Maßen. Wir haben zu Hause seit Jahren eine Sony RX100 (die Erstausgabe) als Familienkamera im Einsatz, die zeigt aber Ausfallerscheinungen und verlangt langsam ein Upgrade.  Darüber hinaus wollte ich einfach ein wenig die Atmosphäre mitbekommen, ein paar Vorträge besuchen und über die Ausstellungsflächen der großen Kamerahersteller schlendern.

Dabei kündigte sich im Vorfeld Bewegung bei den etablierten Herstellern klassischer DSLRs an. Fünf Jahre nach Einführung der Sony Alpha 7 Reihe als erste DSLMs mit großem KB-Sensor sind nun mit Canon und Nikon endlich weitere Hersteller auf den spiegellosen Vollformat-Zug aufgesprungen. Kurz vor Messebeginn ist noch Panasonic mit dem neuen Lumix S System dazu gestoßen. Besonders spannend: Panasonic kooperiert zusammen mit Sigma und Leica und setzt auf den bereits eingeführten L(eica)-Mount als gemeinsamen Kamera-Objektiv-Anschluss.

Willkommene Pausenzeit bei Nikon 
Panasonic Lumix Botschafter Jacob James

Mein Blog, meine Gedanken zum Thema. Also los ... Im Grunde sehe ich für CaNikon auch keine Alternative als ebenfalls auf spiegellose Systeme mit großen Sensoren zu setzen. Sony hat es vorgemacht, und die anderen müssen fast zwangsläufig folgen. Eben weil sie groß sind und daher in der (Existenz-) Pflicht, ihre Marktstellung  zu verteidigen. Für kleinere Bildformate unterhalb vom Vollformat gibt es mit Fuji, Panasonic und Olympus schon starke Lösungen ohne mechanische Spiegeltechnik.  Dazu würde es mich jetzt nicht überraschen, wenn neben Panasonic auch noch Olympus im nächsten Jahr ein neues System oberhalb von MFT einführen wird. Fuji hat mit der GFX Serie das Vollformat gleich übersprungen, wobei der scheinbare Sprung im Bildergebnis mich hier nicht überzeugt.

Das Foto trügt, so rückläufig sind die Besucherzahlen doch nicht
Beliebtes Anlaufziel: photokina Fotobulli mit Fotos sofort zum Mitnehmen

Ich habe den Eindruck, dass alle Beteiligten am Markt die Flucht nach Oben antreten. Klasse mit höherer Marge statt Masse. Jeder bekommt es mit, das Gros der Leute fotografiert inzwischen mit dem Smartphone. Vorbei sind die Zeiten als noch eine Kamera für die persönlichen Erinnerungsfotos angeschafft werden musste. Das Smartphone genügt hier den meisten Menschen voll und ganz, zumal Fotos heute eher in sozialen Medien auf Instagram, Facebook, WhatApp gezeigt werden. Der Schritt der klassischen Kamerahersteller in hochpreisige Lösungen ergibt sich zwangsläufig.

Mit größeren Sensoren und  hochwertigen Optiken lassen sich (noch per Hardware) Bildergebnisse produzieren, die sich von denen der Smartphones unterscheiden und die verbleibende Schar an Fotografen begeistern. Was aber klar ist: der Kuchen ist kleiner geworden, früher waren Kameras für Jedermann, heute nur noch für Hobbyisten und Profis.
Dass jetzt alle Hersteller den Schritt weg von der DSLR zur DSLM gehen bzw. gegangen sind, kommt auch nicht unerwartet, denn zu anachronistisch erscheint da der mechanische Spiegelschlag, das System mit getrennten Phasen-AF ausgereizt. Und die Vorteile eines elektronischen Suchers sind auch nicht von der Hand zu weisen.

Bewegt und bunt: bei den großen Herstellern (wie hier Panasonic) kann am lebenden Objekt
 die Fototechnik ausprobiert werden. 
Motorradsport meets Kompaktkamera bei Canon.

Und was macht PENTAX bzw Ricoh auf der Messe? Dass meine Marke seit dem digitalen Foto-Zeitalter kleine Brötchen backt, ist hinlänglich bekannt. Den Unkenrufen zum Trotz ist PENTAX als Marke immer noch nicht vom Markt verschwunden. Ich meine, dass Ricoh Imaging gut daran tut, nicht hier gegen die anderen großen Hersteller im direkten Vergleich auf gleichem Feld konkurrieren zu wollen. Das kann auch gar nicht klappen, dazu dürfte das von Ricoh beigesteuerte Budget nicht genügen. Allein die Entwicklung der ersten digitalen PENTAX Kamera mit 36mm Kleinbild Sensor war für die kleine Marke ein Kraftakt, der viele Jahre gedauert hat und im Vergleich zu den Mitbewerbern sehr spät kam. Stattdessen bedient Ricoh weiter die angestammte Nischen-Kundschaft, die hoffentlich weiter mit der überschaubaren Entwicklung einverstanden ist und die Treue hält.

Ein Beispiel? Während Panasonic nun für sein neues Lumix S System für das erste Jahr bereits zehn neue Linsen ankündigt (und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie das schaffen), brachte PENTAX in den letzten 12 Monaten genau ein neues Objektiv an den Markt. Da erscheint es mir extrem unwahrscheinlich, dass ein komplett neues spiegelloses System mit eigenen Bajonett (und somit Objektiven) in Konkurrenz zu Sony, Canon, Nikon, Panasonic oder sonst wen irgendwann an den Start gebracht werden könnte. Wenn überhaupt kann nur Kooperation die Antwort sein, warum also nicht bspw. auf den L-Mount Zug mit Panasonic/Sigma/Leica aufspringen? Träumen darf man ja wohl ...

Martin Krolop im Gespräch mit Messebesuchern bei Panasonic
Nichts neues von Olympus. Der MFT Pionier war getrennt von den anderen Ausstellern "nur" auf dem
Olympus Playground vertreten, dieser im Vergleich von vor zwei Jahren deutlich weniger abwechslungsreich

Zurück auf der Messe. Im Vergleich zum letzten Auftritt bei der Photokina ist der Ricoh/PENTAX Stand erneut geschrumpft. Für den gemeinen Besucher gab es nur eine kurze PENTAX Theke in U-Form mit einigen Kameras zum Anfassen,  flankiert von eine Theta Säule sowie einer Virtrine mit Ricoh GR Modellen, die dieses Jahr den Aufmacher bei Ricoh gegeben haben.

Der Stand von Ricoh Imaging bzw PENTAX war dieses Jahr besonders überschaubar
Aufhänger dieses Jahr war die Ankündigung der Ricoh GR III

Bereits im Vorfeld erwartet und dann auch bestätigt war die Ankündigung der Entwicklung der Ricoh GR III. In einer zusätzlichen Glasvitrine wurde ein kleiner Mock-up ausgestellt. Auf der japanischen Ricoh Imaging Seite werden bereits technische Details benannt, insbesondere ein Touch Display wird bestätigt. Dies wäre für Ricoh/PENTAX ein willkommenes Novum. Dazu gibt es einen 24 Megapixel APS-C Sensor mit Stabilisierung und Staubentfernung, einen Hybrid-Autofokus und eine Neuauflage der 18,3mm Festbrennweite.  Ich habe ein gutes Gefühl für die GR III und ihrer behutsamen Weiterenwicklung. Allein ein klappbares Display stände noch auf meinem Wunschzettel. Dass eine Kompaktkamera damit nicht viel breiter ausfallen muss, zeigt die Evolution der Sony RX100.

Warum komme ich jetzt wieder auf Sony, und besonders auf die RX100? Nun ja, weil ich zum Ende dieses Artikels kommen möchte und anfangs geschrieben hatte, dass ich mir einige Kompaktkameras auf der Messe anschauen wollte. Als Kandidaten auserkoren hatte ich die Canon PowerShot G7 X Mark II und die Lumix LX100 II. Überzeugt hat mich dann doch die RX100 V, die einzige mir bekannte Kompakte mit 1" Sensor und Klappdisplay und Sucher am Markt. Aber darüber schreibe ich dann ein anderes Mal.

GR III im Fokus
Ich hättte den Mock-up zumindest mal abgestaubt ...

Kommentare

  1. Hey Dirk! Danke für Deinen schönen subjektiven Messebericht. Ich bin kein Photokinagänger, finde die Show rein von der Papierformat (Neuheiten) her, diesmal aber super spannend. Wir erleben gerade den Abgang der DSLR in die Nische, denke ich.Besonders Canon wird das Segment ab sofort stiefmütterlich behandeln, denke ich. Einfach, weil es neben der neuen R eben auch noch die M-Klasse gibt.

    Was macht Pentax? Mit der GR III geht es mir wie Dir, die sieht gut aus. Der Touchscreen öffnet sie für einen jüngeren Kundenkreis. Die wird noch mal kleiner und dass der Bildsensor was kann, ist ja längst klar. Und zum Thema Z, R und L? Pentax wird diesen Schritt hinauszögern, so lange es geht. In Interviews haben sie schon zu verstehen gegeben, dass man nicht wirklich böse darüber sein kann, wenn einem eine Nische überlassen wird. Pentax Ist Nische. 360°, Aps-C Kompaktkamera, Retro DSLR, Limited, Abdichtung, Outdoor: die Marke existiert nur dort, wo Lücken sind. Das ist vielleicht gar nicht so ungeschickt.

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  2. Hi Stefan! Deine letzten Sätze fassen treffsicher genau das zusammen, was ich auch denke. Pentax/Ricoh bedient Nischen. Und ich fühle mich in der DSLR und APS-C Kompaktkamera Nische noch sehr, sehr wohl ... VG Dirk

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