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Sigma 70-300mm APO - ernsthafte Alternative für die K-1? |
Im Mai begann meine Suche nach einem günstigen Telezoom für meine K-1. Ein aktuelles Modell kommt für mich aufgrund des finanziellen Aufwands und des eher selten zu erwartenden Einsatzes nicht in Frage, und so hatte ich mir im Mai ein älteres
PENTAX FA 100-300mm F4,7-5,8 aus analogen Zeiten angeschafft. Ganz zufrieden war ich nicht, und so habe ich einige Wochen später zum Vergleich noch ein Sigma 70-300mm APO DG gebraucht gekauft. Erste Bilder hatte ich bereits mit meinen letzten Blog Beiträgen über die
Galloprennbahn Weidenpesch sowie den
Landschaftspark Duisburg gezeigt. Jetzt kommt der 'richtige' Test.
Das Sigma 70-300mm werden viele PENTAX User kennen, da es mit all seinen Varianten über Jahre gerne als günstigere Alternative zum PENTAX DA 55-300mm genommen wurde.
Pentaxforums listet sechs verschiedene Varianten, meins hier ist das APO mit dem roten Ring. Als DG Objektiv leuchtet das Sigma den vollen Bildkreis des Kleinbildformats aus. Um so erstaunter war ich, dass ich im Netz so gut wie keine Infos darüber gefunden habe, wie gut das Objektiv an der Pentax K-1 abbildet. Liegt es daran, dass die Linse einfach zu "billig" ist, als dass sie an der Vollformat-Pentax akzeptable Bildqualität abliefern darf? Bei Pentaxforums datiert der letzte Test von Juli 2016, und es gibt keine Bewertung an einer K-1.
Das Sigma 70-300mm APO ist gebraucht für deutlich unter hundert Euro zu bekommen, ich habe für ein gut gepflegtes Exemplar vom Händler nur 60 EUR zahlen müssen. Ein Händler mit Rückabwicklung war mir recht, da insbesondere die älteren Sigma Linsen einen Ruf haben, in Sachen Abbildungsqualität in der Serie zu streuen - was ich auch selbst in meinen wilden Objektiv-Ankauf-Verkauf-Zeiten mehrmals erfahren durfte (nicht nur mit Sigma, sondern mit allen Herstellern). Soviel vorab: ich hatte diesmal richtig Glück mit meinem Exemplar.
Das Gehäuse besteht aus einem sehr angenehmen, leicht angerauten Kunststoff. Die Farbe ist nicht ganz schwarz, sondern eher ein dunkles anthrazit. Mit dabei ist eine Gegenlichtblende, deren Materialanmutung aber weniger erfreut. Der Objektiv-Anschluss dagegen ist aus soliden Metall gefertigt. Zoom- und Fokus-Ringe sind breit ausgelegt und gummiert. Die Verstellung des Zooms hat für mich genau den richtigen Widerstand, ein versehentliches Ausfahren aufgrund der Schwerkraft (
Zoom Creep) kann ausgeschlossen werden.
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Griffige Gummierung und angenehmer Lauf von Zoom- und Fokus-Ring |
Als ältere Linse, die auch an analogen Spiegelreflexmodellen mit PK Anschluss angesetzt werden kann, gibt es einen echten Blendenring mit A(utomatik) Stellung, so dass die Blende komplett über die Kamera gesteuert werden kann. Es gibt einen Schalter zur Aktivierung einer Makro Funktion, dazu aber später mehr.
Das Herauszoomen verlängert das Objektiv um etwa ein Drittel. Das Objektiv verjüngt sich vom Zoom-Ring, über den Fokus-Ring bis hin zum ausgefahrenen inneren Tubus. Dies sieht für meinen Geschmack etwas seltsam aus, kenne ich aber auch so von anderen Linsen in diesem Preis- und Brennweitensegment. Im Vergleich zum Pentax FA 100-300mm f/4,7-5,8 wirkt das Sigma etwas bulliger und breiter, von der Länge her sind sie aber gleich.
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Schönheitspreise wird die Kombi aus K-1 und ausgefahrenem Sigma-Zoom
plus Gegenlichtblende nicht gewinnen |
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Sigma 70-300mm vs PENTAX FA 100-300mm im direkten Vergleich |
Die echte positive Überraschung ist für mich die Abbildungsleistung. Mit der bin ich sehr zufrieden, deutlich besser als mit meinem alten FA Zoom. Ich scheine ein wirklich gutes Exemplar des Sigma APO Zooms erwischt zu haben, das selbst an dem langen Brennweitem jenseits von 200mm im Zentrum ansprechend subjektiv scharfe (wenn auch ein wenig im Kontrast abfallende) Fotos produzieren kann ohne übertriebenen Randabfall. Natürlich hilft bereits leichtes Abblenden für eine weitere Steigerung, aber das gilt im Grund für jedes Objektiv. Auf jeden Fall habe ich beim Sigma keine Angst vor Nutzung der Offenblende.
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Die APO Variante macht den Unterschied |
Sehr erfreulich: ich konnte keine Fotos mit auffälligen Farbfehlern finden. Selbst bei Aufnahmen von Geäst im grellen Sonnenschein waren keine lilafarbenen oder grüne Farbsäume an kontrastreichen Übergängen auszumachen. Hier scheint die apochromatischen Korrektur in der APO Version der Linse wirklich ganze Arbeit zu leisten, das habe ich bei vielen Linsen schon anders gesehen.
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Climbing im Landschaftspark Duisburg (1/200s | f/7,1 | ISO 200 | 120mm | K-1) |
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Einsames Beck's und butterweiches Bokeh (1/1000s | f/7,1 | ISO 100 | 300mm | K-1) |
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Vor dem Landesarchiv NRW am Duisburger Innenhafen (1/1000s | f/7,1 | ISO 100 | 300mm | K-1) |
Wie oben erwähnt leuchtet das Sigma Objektiv das komplette Kleinbild-Format aus, und ist somit mit der PENTAX K-1 ohne Einschränkung nutzbar. Bei Offenblende gibt es zwar eine deutliche Vignette, die aber in Lightroom über die Profilkorrektur herausgerechnet werden kann. Das Sigma wird übrigens in Lightroom nur als 'Sigma Lens' ohne weitere Spezifizierung erkannt. Grund dafür ist, dass Sigma beim K-Bajonett von Pentax für verschiedene Objektive die gleiche Lens ID verwendet. Das hat zur Konsequenz, dass in Lightroom das Objektivprofil für die Korrektur immer manuell ausgewählt werden muss. Hier hilft dann das Erstellen einer neuen Lightroom Vorgabe, bei der Eben nur der Punkt Objektivprofilkorrekturen aktiviert wird.
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Der Macro Schalter bewegt sich erst
ab 200mm Brennweite |
Eine Besonderheit des Sigma 70-300mm ist der pfiffige Makro Modus. Dieser ist im Brennweitenbereich zwischen 200 und 300mm über einen Schalter zuschaltbar. Dadurch wird dann der Fokusweg nach unten erweitert, bis zu einer Naheinstellung runter auf 95cm. Bei 300mm Brennweite entspricht das dann einem Abbildungsmaßstab von 1:2, wodurch sich das Objektiv den Namenszusatz
Macro zu recht verdient. Der Stellweg ist meiner Meinung nach dennoch ein wenig zu kurz, um im Nahbereich feinfühlig manuell fokussieren zu können.
Zu bedenken ist auch, dass die Schärfentiefe bei solch hohen Brennweiten jenseits von 200mm (und dazu noch beim großen Sensor-Format) extrem gering ist. Wer mehr will, muss also deutlich abblenden. Nur leider musste ich bei meinem Exemplar feststellen, dass die Detailauflösung im Makro-Modus bei Offenblende am höchsten erscheint, und mit zunehmender Blendenzahl dann abnimmt. Somit geht der Gewinn an Schärfentiefe leider auf Kosten des subjektiven Schärfeeindrucks.
Etwas hakelig ist übrigens die Rückkehr zum normalen Modus, weil dann zunächst (manuell) eine Entfernung über 1,5m eingestellt werden muss, bevor der Schalter wieder umschaltbar ist. Dennoch erweitert der Makro Modus ganz klar die gestalterischen Möglichkeiten.
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Erdbeeren mit Schlag als Freihand-Makro (1/200s | f/8,0 | ISO 6400 | 190mm | K-1) |
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Makro unter kontrollierten Bedingungen von Stativ (0,5s | f/9,0 | ISO 100 | 260mm | K-1) |
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Altes Schätzchen A 20mm - näher geht es nicht (0,3s | f/5,6 | ISO 100 | 300mm | K-1) |
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Das überrascht: mit zunehmender Blendenzahl sinkt die Gesamtschärfe in der Makro-Stellung sofort |
Mein Fazit fällt insgesamt sehr positiv aus. Aufgrund der guten optischen Eigenschaften und dem geringen Preis auf dem Gebrauchtmarkt gibt es eigentlich nur wenige Gründe, die gegen das Sigma 70-300mm APO DG sprechen. Und wahrscheinlich ist der geringe Preis sogar das größte Problem, denn wer möchte schon eine Linse um die 60 EUR an einer Vollformat-Kamera ernst nehmen?
Mich überzeugen die Bildergebnisse der alten Sigma Linse. Schärfeeindruck, Kontrast, Farben, Bokeh - alles stimmt für mich. Damit habe ich mein Budget-Tele für die K-1 gefunden. Ich denke, dass ich mit meinem Exemplar auch richtig Glück gehabt habe und kann nur ermutigen, es mit diesem Glas auch an einer K-1 einmal zu probieren. Für unkomplizierte Schnappschüsse, bei denen die flexible Tele-Brennweite eine echte Hilfe sein kann, ist das Sigma definitiv eine Alternative!
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Offenblende ohne Vorbehalt, die Schärfe stimmt auf den Punkt (1/500s | f/4,5 | ISO 100 | 210mm | K-1) |
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Das Sigma 70-300mm APO stellt mich vollkommen zufrieden (1/640s | f/5,6 | ISO 100 | 150mm | K-1) |
Cool. Da wiederholt sich, was man früher schon der Canon 5D nachgesagt hat: Alte Objektive laufen am großen Sensor plötzlich zu besonderer Form auf. Sieht alles wunderbar aus! Glückwunsch!
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenvielen Dank für den interessanten Artikel. Ich verwende derzeit an der K-1 ein Tokina AF 745 (70-210mm/f4,5) mit dem ich zufrieden bin. Dennoch überlege ich, mir zusätzlich ein Sigma 70-300 zu kaufen. Zum einen wegen der längeren Brennweite und zum anderen da meine Tochter nun anfängt mit meiner alten K-5 zu fotografieren und mir deshalb mein Tele öfter mal "entführt".
Im übrigen finde ich es super, dass du hier weiterhin regelmäßig dein Artikel veröffentlichst, ich lese sie immer sehr gerne.
Schöne Grüße,
Christoph
Auch ich bin erstaunt über die Ergebnisse des APO DG 70-300mm mit meiner K1II. Im Vergleich zu den Pentax DFA-Objektiven 70-200mm 150-450mm muss man bei Vergleichsaufnahme schon sehr genau hinsehen, vergrößern oder im Grenzbereich fotografieren, um die Unterschiede festzustellen. Bei einem Besuch im Wildpark durfte meine Enkelin mit der Kx und dem Sigma fotografieren und ich mit dem DFA150-450mm an der K1II. Teilweise haben wir nebeneinander die selben Tier fotografiert. Es ist auf Anhieb nicht immerfestzustellen, wessen Bild es gerade ist sondern erst im direkten Vergleich. Ich werde das Sigma weiterhin nicht nur für Makroaufnahmen benutzen sondern auch dann, wenn mir die Pentaxobjektive zu viel zum Mitschleppen sind und es nicht so auf die Feinheiten ankommt.
AntwortenLöschenVielen Dank für die Informationen. Endlich Antworten!
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